Interview Sänger Sascha Krebs mit den Queen Kings beim Burgsommer Neuleiningen

Mit dem Stimmumfang von Freddie Mercury gesegnet: Sascha Krebs (links).
Mit dem Stimmumfang von Freddie Mercury gesegnet: Sascha Krebs (links).

Zwischen Burgmauern sitzen, Cocktails schlürfen und alten Hits lauschen. Der Burgsommer Neuleiningen ist Pfälzer Lebensfreude pur. Die Queen Kings sind dabei. Wir haben mit Frontmann Sascha Krebs über das Festival, die Pfalz und Freddie Mercury geplaudert.

Die Musik von Queen prägt seit vielen Jahren schon Ihr Leben als Sänger und Musicaldarsteller. Es war für Sie damals sicher ein Paukenschlag, beim Musical „We Will Rock You“ mitzuwirken? Wie kam es dazu?

Dazu bin ich wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde gekommen (lacht). Seit 1996 habe ich hauptsächlich Musicals und Galas gemacht. Klar habe ich mitbekommen, dass es da in England sowas gibt. Ich wollte aber bewusst nicht dafür vorsingen. Ich habe mir gedacht, das ist bestimmt wieder so eine weichgespülte Produktion … Daran hatte ich kein Interesse. Dann aber ist zwei Wochen vor der Premiere die Produktion auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mitwirken will. Ich bin da ganz locker dran gegangen. Aber am Ende hat es in der Tat geklappt. Ich stand schon eine Woche später in Köln auf der Bühne. Und aus einem Engagement für eineinhalb Jahre ab Dezember 2004 sind letztlich elf Jahre geworden.

Sie haben vier verschiedene Hauptrollen gespielt. Welche genau waren das?

Dazu muss ich anmerken, dass „We Will Rock You“ nicht die Lebensgeschichte von Freddie Mercury ist. Die haben die Musik von Queen genommen und eine ganz eigene Geschichte drumherum geschrieben. Das Leben von Freddie Mercury auf die Bühne zu bringen, das wollten seine Bandkollegen und die Hinterbliebenen nicht. Deshalb sind die einzelnen Rollen von „We Will Rock You“ jetzt keine bekannten Namen der Bandmitglieder von Queen. Eine große Sache war es aber schon: Wir sind durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und alle großen Städte und großen Musicalbühnen getourt.

Seit 2017 darf es aber ein bisschen Freddie Mercury sein: Damals sind Sie bei der Tribute-Band Queen Kings eingestiegen. Wie fühlt sich das an?

Das war eine große Freude für mich. Queen-Kings-Bassist Rolf Sander hatte auch bei „We Will Rock You“ mitgewirkt. Daher kannten wir uns schon. Er hat mich kontaktiert, als der damalige Frontmann Mirko Bäumer sein Ausscheiden ankündigte und zu den Bläck Fööß wechselte. Für mich hieß das, das Musicalfach zurückzufahren, weil die Queen Kings um die 80 bis 90 Auftritte im Jahr haben. Aber ich hatte bis dahin ja schon so ziemlich alle Rollen gespielt, die ich wollte. Und für die Musik von Queen brannte ich immer noch.

Was macht diese Musik aus, dass man nach so vielen Jahren immer noch dafür brennt, auch wenn man die Songs laufend gespielt und gesungen hat?

Queen, das waren einfach vier begnadete Musiker, jeder für sich genommen ist groß. Und diese Musik hat so eine Wucht und Kraft, die ist so clever und genial geschrieben, so vielseitig und abwechslungsreich, das sucht wirklich seinesgleichen. Wenn heute ein Song von Queen im Radio läuft, mache ich automatisch lauter. Und weil es so viele Hits waren, kann man immer mal das Programm tauschen und seltener gehörte Stücke spielen. „Bohemian Rhapsody“ auf die Bühne zu bringen, wird sowieso nicht langweilig. Das ist immer wieder eine besondere Herausforderung. Der Stimmumfang von Freddie Mercury verlangt einem als Sänger einiges ab. Das ist Hochleistungssport für die Stimme. Aber es kommt mir auch entgegen. Ich habe einen ähnlichen Stimmumfang.

Im Gegensatz zu vielen anderen Tribute-Bands versuchen Sie trotzdem erst gar nicht, das Original zu kopieren. Warum nicht?

Nein, wirklich nicht. Ich bin der Meinung, man sollte gar nicht erst versuchen, einen Freddie Mercury zu kopieren. Man kann diesen Menschen einfach nicht kopieren. Wer das versucht, ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Ich fände das auch anmaßend. Wir wollen die Musik in den Vordergrund stellen und alles so authentisch wie möglich und 100 Prozent live spielen. Bei uns kommen auch keine Chöre vom Band. Ich durfte mich übrigens mal mit Brian May im Zuge des „We Will Rock You“-Musicals unterhalten. Ihn habe ich dann gefragt, wie es so ist, die eigenen Songs von anderen gespielt und gesungen zu hören, teilweise in anderen Sprachen. Er hat gesagt: „Wir haben die Musik auf die Welt gebracht. Jetzt ist es an euch, sie weiterzutragen. Aber bitte kopiert sie nicht sondern macht euer eigenes Ding.“ Das ist ganz in meinem Sinn. Wenn man dann sieht, dass sich Kollegen ein Bärtchen ankleben und sich abmühen, den Freddie zu geben, naja … Da drücke ich immer die Daumen, dass das Bärtchen beim Schwitzen nicht verrutscht oder abgeht. (lacht)

Mit den Queen Kings sind Sie ja fast schon Stammgast beim Burgsommer in Neuleiningen. Spielt das Festival eine besondere Rolle für Sie und die Band?

Wir sind tatsächlich sehr gerne dort. Die Kulisse ist einzigartig, richtig abgefahren. Da passt „Who Wants to Live Forever“ richtig gut. In dem alten Gemäuer muss man ständig an die schottischen Highlands denken (lacht). Außerdem ist die Stimmung immer großartig. Ich bin in Sandhausen geboren und lebe in Mannheim. Ich kenne und schätze die Pfälzer sehr. Sie sind ein feierfreudiges Völkchen. Für uns ist der Auftritt auf der Burgruine Neuleiningen wirklich jedes Jahr ein Highlight.

Aber die Bühne ist ja im Vergleich zu manch anderer, die Sie schon bespielt haben, doch recht klein. Macht das nichts?

Wir spielen ja auch in Clubs. Nein, das ist für uns irrelevant. So lange wir Platz haben zu spielen und so ein tolles Publikum uns feiert, spielt die Größe der Bühne überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil: Mir ist in den ganz großen Hallen, die ich von „Rock Meets Classic“ kenne, etwa die Olympiahalle in München, das Publikum fast schon zu weit weg. Da ist mir die Hexenkessel-Atmosphäre auf der Neuleininger Burg fast lieber, wo du das Publikum zum Greifen nah vor dir hast.

Sie sprechen es schon an: Sie haben ein Musikerleben abseits von Queen mit großen Projekten wie besagtem „Rock Meets Classic“. Auf musical1.de werden Sie als „Vorzeige-Rocker der Musical-Szene“ bezeichnet. Aber Gesangsunterricht hatten Sie bei einem Opernsänger. Warum nicht bei einem Rockerkollegen?

Als ich mich damals entschieden habe, Musicals zu machen, haben mich auch Stücke interessiert, die nicht per se Rock-Musicals waren. Deshalb wollte ich eine fundierte Ausbildung und Stimmbildung. Beim Gesang ist das dann immer die klassische Ausbildung. Ähnlich wie beim Tanz immer das Ballett die Grundlage ist, ist es beim Gesang die Oper. Mit dieser Stimmbildung hat man die beste Grundlage, auch mal vier Queen-Kings-Konzerte hintereinander zu singen, ohne dass die Stimme versagt. (lacht)

Man muss aber nur aufpassen, dass es nicht zu viel Belcanto für die Rockmusik ist …

Es sollte tatsächlich nicht zu klassisch werden. (lacht) Aber die Technik hilft sehr, wenn man zum Beispiel mal etwas angeschlagen ist. Ich hatte außerdem Rollen, die mehr auf Bariton ausgelegt waren – wie „Tanz der Vampire“. Da hat diese Ausbildung mir auch sehr viel gebracht.

Sie sind aber alles in allem nicht mehr auf der Theaterbühne als in der Rockmusik zu Hause, oder?

Ja, doch. „Jesus Christ Superstar“, „Hair“ … Ich habe ganz lange ausschließlich Musiktheater gemacht. Und das mache ich auch noch, sofern es zeitlich passt. Allerdings fallen die ganz großen Produktionen, die mich mehrere Monate binden, weg. Aber auch im Mannheimer Capitol stehe ich immer mal wieder gerne im Musical auf der Bühne. Als nächstes an Ostern als Judas in Jesus Christ Superstar. Ich finde, Musical ist eines der tollsten Genres der Welt.

Apropos Capitol in Mannheim. Dort sind Sie seit dem vergangenen Jahr auch noch Programmchef. Wie passt das denn zeitlich noch rein?

Man schaufelt sich da noch ein bisschen was frei. Ich bin ja schon lange im Capitol-Ensemble aktiv. Und als Thorsten Riehle im vergangenen Jahr seinen Ausstieg angekündigte, fragte er mich, ob ich die Programmplanung übernehmen möchte. Für mich hat sich das gut mit meinem Programm ergänzt. Und ich bin ja nicht auf mich allein gestellt. Es gibt ein rühriges und tolles Team, mit dem ich eng zusammenarbeite. Trotzdem musste ich natürlich das ein oder andere aufgeben. Ich gehe zum Beispiel nicht mehr mit „Rock Meets Classic“ auf Tour. Vier Wochen am Stück unterwegs zu sein, das klappt tatsächlich nicht mehr. Und ich sage auch viele Anfragen ab, bei denen ich bei Bands für einen Abend aushelfen könnte, Stadtfeste, Weinfeste, Galas, da bin ich dann zeitlich doch zu sehr im Capitol gebunden. Aber die Aufgabe im Capitol ist für mich ein schönes zweites Standbein, auch im Hinblick aufs Alter, wenn man nicht mehr jeden zweiten Tag auf der Bühne stehen will oder kann.

Was bedeutet für Sie persönlich das Capitol?

Es ist für mich eines der schönsten Veranstaltungshäuser in ganz Deutschland. Als Kino mit dieser gigantischen Kuppel gebaut, hat es eine unvergleichliche Atmosphäre. Und da ist auch wieder diese Hexenkessel-Größe, die ich so mag. Mir ist das Haus wahnsinnig ans Herz gewachsen. Es ist nicht staatlich gefördert, so dass wir immer finanziell zu kämpfen haben. Aber das Ambiente und das unglaubliche Publikum, das uns sehr verbunden ist, entlohnen jegliche Mühe. Das Haus atmet Geschichte, die „Alte Dame“ hat bisher alles geschafft. Sie hat sogar den zweiten Weltkrieg überlebt. Und wir machen hier noch immer Kultur. Man denke nur, wie viele erfolgreiche Künstler hier ihre „Kinderstube“ hatten. Bülent Ceylan zum Beispiel hat im Capitol angefangen. Und umgekehrt schätzen viele bekannte Künstler von außerhalb die Location. Matthias Reim bespielt sonst die Arenen, aber wenn er nach Mannheim kommt, will er nur ins Capitol. Das ist für uns ein Ritterschlag.

Wollen Sie dem Programm jetzt einen eigenen Stempel aufdrücken? Welche Pläne verfolgen Sie?

Ich habe Kontakte, die ich gerne einbringe, wie der Kontakt zur Agentur von Lordi. Ich setze außerdem etwas mehr auf die Tribute-Schiene, habe mit den Queen Kings ein „Heimspiel“ gegeben und Echoes und die Bee-Gees-Tribute-Band Night Fever ins Haus geholt. Aber wir setzen weiterhin auf Vielfalt mit Kinderprogramm und Comedy-Cup neben Musical und Rockkonzerten. Und wir wollen nach wie vor Newcomern eine Bühne bieten, auch, um uns für die Zukunft zu rüsten, wenn Barclay James Harvest oder The Sweet mal nicht mehr zu uns kommen können oder wollen.

Wenn Sie auf Ihre Laufbahn zurückblicken, was sind so die ganz großen Momente gewesen, die Ihnen unvergesslich bleiben? Und was steht noch auf dem Zettel für die Zukunft?

Das war „Rock meets Classic“ auf dem Wacken-Festival vor 75.000 Leuten. Sowas ist unvergesslich. Und auch „We Will Rock You“ an Silvester am Brandenburger Tor. Aber was die Zukunft angeht, darf es gerne noch eine Weile genau so weitergehen wie gerade – mit vielen schönen Auftritten der Queen Kings. Das passt. Wenn ich noch eine Musical-Rolle auf dem Zettel habe, dann ist das vielleicht die Titelrolle in „Jekyll & Hyde“. Aber wenn ich noch lange gesund bleibe und es einfach so weiterläuft, ist das auch ganz prima für mich. Dann bin ich glücklich.

Das Burgsommer-Programm

Fr 21.6., 20 Uhr

The Final Cut – The Spirit of Pink Floyd

Sa 22.6., 20 Uhr

Ultimate Eagles – „The Best Eagles Tribute in the World“

Fr 28.6., 20 Uhr

The Queen Kings – „A Kind of Queen“

Sa 29.6., 20 Uhr

Der Udomat & die Panikgenossen

Fr 12.7., 20 Uhr

Bounce – Bon Jovi Tribute-Show

Sa 13.7., 20 Uhr

Night Fever – A Tribute to the Bee Gees (nur noch Restkarten im örtlichen Vorverkauf, z.B. beim Weingut Nippgen, 06359 3182 )

Fr 19.7., 20 Uhr

Slash & Roses – Guns´n´Roses Tribute

Sa 20.7., 20 Uhr

Phil – Best of Phil Collins & Genesis (ausverkauft)

Karten: reservix.de. Tipp: Die Burgschänke ist Fr 12-14 und 17.30 -23 Uhr und Sa 17.30-23 Uhr geöffnet (Küche jeweils bis etwa 21 Uhr); burgschaenke-neuleiningen.de. Auf der Burg ist es nicht möglich zu parken. Parkplätze sind am Ortsrand ausgewiesen, der Weg hinauf ist kurz, aber recht steil. Bei allen Konzerten ist ein Busshuttle ab Wellpappe Sausenheim eingerichtet.

Die Musik von Pink Floyd: The Final Cut.
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Hommage an die Country-Rock-Helden aus Amerika: die Ultimate Eagles.
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Lindenberg lässt grüßen: Udomat.
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Erinnern an Axl Rose und Gitarrist Slash von den Guns’n’ Roses: Slash’n’Roses.
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Schon optisch nah an den Bee Gees: Night Fever. Für den Auftritt gibt es nur noch Restkarten im örtlichen Vorverkauf.
Schon optisch nah an den Bee Gees: Night Fever. Für den Auftritt gibt es nur noch Restkarten im örtlichen Vorverkauf.
Bon Jovi Tribute: Bounce.
Bon Jovi Tribute: Bounce.
1619_Pfalzgefühl_digital

Hast du die Pfalz im Blut?

Liebst du die Pfalz genauso wie wir? Gehst du gerne auf Weinfeste? Kennst du dieses Pfalzgefühl, das sich nicht beschreiben lässt, weil man es einfach erleben muss? Hier gibt es Artikel für alle Pfälzer, die die Pfalz im Herzen tragen. Für alle, die wissen, wo Hettrum, Hääschde und Harschem liegen. Und für alle, die warme Sommerabende am liebsten mit ihren Freunden und Dubbeglas in der Hand verbringen.

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