Fotografie Walter Schels im Landesmuseum Darmstadt
Der Betrachter ist allein mit der intensiven Präsenz der Motive auf den Fotos in Schwarz und Weiß, von der kein Hintergrundgeschehen ablenkt. Seit mehr als 50 Jahren beschäftigt sich Walter Schels wie kaum ein anderer Fotograf seiner Generation mit dem Porträt. Und er hat dieses Thema spektakulär ausgeweitet, etwa mit seinen legendären Porträts von Tieren – im Stil eines klassischen Studiofotografen vor neutralem Hintergrund.
Bilder von Hospiz-Bewohnern
Mit seinem Namen und dem der „Spiegel“-Redakteurin Beate Lakotta verbindet sich auch die gewagte und dann weltweit so erfolgreiche Ausstellung „Nochmal leben vor dem Tod“ mit Bildern von Hospizbewohnern kurz vor und kurz nach ihrem Tod, die auf berührende Art die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod thematisiert hat. Eine Ausstellung, die man nicht vergisst.
Mischung aus Dokumentar- und Kunstfotografie
Mit der Präsentation „Walter Schels. Fotografien“ öffnet sich im Hessischen Landesmuseum Darmstadt Schels’ fotografisches Universum, das sich konzentriert auf die komplexe Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Gegenüber – was auch mal charakteristische Details wie etwa die Hände einbezieht, immer aber fokussiert bleibt auf ein klar umrissenes Motiv. Sein Stil habe Schels den Ruf eines „nachdenklichen Existenzialisten auf dem Gebiet der zeitgenössischen Portraitfotografie eingebracht“, ist im Begleittext zur Ausstellung zu lesen. Mit seinem Schwarz-Weiß-Stil als Mischung aus Dokumentar- und Kunstfotografie sei es ihm gelungen, sich aus dem üblichen Darstellungskanon zu lösen und eine authentische Bildsprache zu entwickeln, „die nicht nur aus ästhetischem, sondern auch aus gesellschaftlichem Interesse die Aufmerksamkeit des Betrachters fesselt“.
Serien und Langzeitprojekte
Oft arbeitet Schels in Serien und Langzeitprojekten. In seiner jüngsten, fortlaufenden Langzeitstudie erkundet er den Prozess der Geschlechtsumwandlung transsexueller Jugendlicher. Er begleitet sie auf dem Weg zu dem von ihnen als richtig empfundenen Körper, stellt Fragen nach dem Wesen des Menschen, nach seiner individuellen Essenz.
Die Ausstellung in Darmstadt zeigt vier der bekanntesten Fotoserien von Schels: die Tierporträts, Porträtserien zu Joseph Beuys und Andy Warhol, die Serie trans* und Blumenstudien, die der Schönheit des Verblühens nachgehen.
Vom Schaufensterdekorateur zum Fotografen
1936 in Landshut geboren, war Walter Schels zunächst als Schaufensterdekorateur in Barcelona, Kanada und Genf tätig, bevor er 1966 nach New York ging, um Fotograf zu werden. 1970 eröffnete er in München sein eigenes Studio und arbeitete für Magazine wie „Stern“ und „Geo“. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldmedaille des Art Directors Club für Deutschland, dem Hansel-Mieth-Preis und dem World Press Photo Award 2004.
Walter Schels: Fotografien – bis 8.1., Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Friedensplatz 1, geöffnet: Di-Fr 10-18 Uhr (Mi bis 20 Uhr), Sa, So 11-17 Uhr; www.hlmd.de