Alte Musik: »Via Mediaeval«-Festival startet mit erstem Konzert am 8. September Zeitkapseln voller Klangreichtum

Spielen in Surbourg als Partner-Beitrag des elsässischen Festivals Voix et Route Romaine das Auftakt-Konzert von Via Mediaeval:
Spielen in Surbourg als Partner-Beitrag des elsässischen Festivals Voix et Route Romaine das Auftakt-Konzert von Via Mediaeval: die jungen Musikerinnen und Musiker von Into The Wind.

Schalmei und Drehleier, Zimbel und Laute, die Lieder der Troubadoure, gregorianische Gesänge: Über Zeitenfernen hat sich mittelalterliche Musik in volkstümlichen, höfischen oder kirchlichen Varianten ihre schlichte, geheimnisvolle Schönheit bewahrt – oder neu entfaltet als Ausweg aus medial eingefahrenen Hörgewohnheiten. Das Festival Via Mediaeval lädt wieder zu Entdeckungen in dieser Musikwelt ein und hat den Kompass in südlicher Richtung im Blick.

Seit 25 Jahren schon verbindet die Via Mediaeval („Mittelalter-Straße“) Stätten romanischer Prägung in der Pfalz und im Elsass musikalisch miteinander. Und diese Stätten – vor allem Kirchen – stehen ihrerseits im Blickpunkt, können bei Führungen näher erkundet werden. Die Einbindung des Elsass verdankt sich grenzübergreifender Zusammenarbeit mit dem dortigen Festival Voix et Route Romaine, das schon seit 1992 besteht. Im Nachbarland, in der Kirche St. Arbogast in Surbourg, beginnt auch am So 8.9. (16 Uhr) die Konzertreihe mit der Gruppe Into The Wind – ein Bläserensemble, wie der Name schon andeutet. Mit Flöten, Schalmeien, Zugtrompeten und ähnlichem lassen die jungen Musiker die politisch unruhigen Zeiten des frühen 15. Jahrhunderts im Frankreich Karls VI. aufleben.

Die eigentliche Via Mediaeval eröffnet das griechische Ensemble Ex Silentio im Fabianstift in Hornbach (Fr 13.9., 19.30 Uhr) mit Musik der Troubadoure Conon de Béthune und Raimbaut de Vaqueiras, die im 12./13. Jahrhundert lebten. Auch Guillaume Dufay (15. Jahrhundert) findet Berücksichtigung – und dessen berühmter Zeitgenosse Oswald von Wolkenstein. Es geht hier um Musiker, die zu ihrer Zeit „aus politischen oder religiösen Gründen ins Exil gehen oder flüchten mussten oder auf der Suche nach neuen Erfahrungen weit in den Süden gereist sind“, schreibt Stefan Johannes Morent – der Tübinger Musikwissenschaftler ist künstlerischer Berater des Festivals – im Programmflyer. Ihre Reisen führten diese Sänger bis in die Türkei oder nach Persien, womit sie auch zu interkulturellen Musikvermittlern geworden sein dürften.

Romanische Nacht in Otterberg

Die „romanische Nacht“ in der Zisterzienserabteikirche von Otterberg wartet auf mit zwei Gasten-sembles (Sa 21.9., 20 Uhr): Graces & Voices aus Österreich widmet sich dem gregorianischen Repertoire der mittelalterlichen Diözesen Passau und Salzburg, kombiniert mit zeitgenössischen Auftragskompositionen. Das Ensemble Maistores tis Psaltikis Texnis aus Griechenland wiederum lässt byzantinische Choräle erklingen aus dem 14. bis 17. Jahrhundert.

Die Krypta im Speyerer Dom stellt am So 22.9. die besondere Aura für eine Reise durch das mittelalterlich Italien mit dem Ensemble La Reverdie. Ihr Weg verbindet Mailand, Florenz und Venedig über Musik heute noch unvergessener Meister des Trecento wie Jacopo da Bologna, Giovanni di Firenze, Paolo da Firenze und Johannes Ciconia, die den Weg Oberitaliens zu einem Zentrum der musikalischen Frührenaissance in Europa bereiteten.

Zum Ausklang Lieder zum Minnedienst

In Offenbach-Hundheim führen Akteure von Sanstierce ihr Publikum ins multikulturelle spanische Al’Andaluz des Mittelalters. „Hier lebten über Jahrhunderte Juden, Christen und Muslime mit- und nebeneinander, in gegenseitiger Achtung, aber auch in Konkurrenz und feindlicher Auseinandersetzung“, so Morent. Dichtung und Musik entstanden hier in einer Mischung aus Hebräisch, Arabisch, Spanisch, Portugiesisch und Galizisch. Ein Schwerpunkt des Konzertes sind Dichtungen der hebräischen Aljamiado-Literatur. Bemerkenswert: In romanischer Sprache verfasst, wurden diese Texte in hebräischer Schrift aufgezeichnet.

Der Ausklang der Konzertreihe führt in den Mönchssaal in Klingenmünster (So 6.10., 17 Uhr). König Dinis I. von Portugal (1261-1325) behandelt in seinen Cantigas d’amor die Stationen des Minnedienstes vom Entflammen der Zuneigung über den aufopfernden Minnedienst bis zur Realisierung der Unerfüllbarkeit. Zu Gast ist mit diesen Texten und Melodien das junge Ensemble analógion.

Das Festival richtet sich inhaltlich auch in diesem Jahr aus am Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Kompass Europa: Sterne des Südens“.

Info

»Via Mediaeval« – Musik und Räume des Mittelalters; 8.9.-6.10.; Infos und Programmflyer: www.via-mediaeval.de; Tickets: reservix.de

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