Wandern im Pfälzerwald Ansichten eines Impressionisten: Auf Slevogts Spuren über den Föhrlenberg

Grandioses Panorama: Der Slevogtfelsen auf dem Föhrlenberg trägt nicht von ungefähr den Namen des deutschen Impressionisten.
Grandioses Panorama: Der Slevogtfelsen auf dem Föhrlenberg trägt nicht von ungefähr den Namen des deutschen Impressionisten.

Kunst im Walde: Auf dieser knapp zehn Kilometer langen Rundwanderung zwischen Annweiler und Leinsweiler wandeln wir auf den Spuren des Malers Max Slevogt. Ein abschließender Abstecher führt zur frisch restaurierten Burgruine Scharfenberg, wo Neues zu entdecken ist.

Trifelsland ist Slevogtland. 1898 heiratete der deutsche Impressionist aus Bayern eine Pfälzerin aus Godramstein – seither malte Max Slevogt gerne Südpfälzer Landschaft: den Trifels im Frühling, die „Münz“ im Abendrot, Neukastel im Gewittersturm. Nachdem er 1914 den Slevogthof unterhalb der Burgruine Neukastel ersteigert hatte, wurde der Föhrlenberg zwischen Leinsweiler und Annweiler erst recht zum erweiterten Vorgarten, der dem Maler reihenweise Motive lieferte.

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Dies bildet den kunsthistorischen Hintergrund dieser knapp acht Kilometer langen Rundwanderung, die den offiziellen Slevogt-Weg ein wenig variiert. Wir starten am Wanderparkplatz Ahlmühle, östlich der Burgruine Scharfenberg, die der Volksmund „Münz“ getauft hat. Den Pfälzer Weinsteig lassen wir rechts liegen und nehmen stattdessen, nach Osten blickend, den Weg links, der unter anderem als „Leinsweiler Rundweg 3“ ausgeschildert ist. Nach kurzem Aufstieg stoßen wir auf einen breiteren Forstweg, dem wir nach rechts folgen.

Impression: Burgen-Trias

Es dauert nicht lange, da ragt schon das vielfach gefältelte Buntsandsteinpodest des Slevogtfelsens über uns auf. Doch wie kommt man da hoch? Die erste Abzweigung nach oben erweist sich als Piste für Mountainbiker. Erst der nächste Pfad – er startet gegenüber einer Esskastanie, die mit der Plakette „Route 7“ markiert ist – ist für Wanderer gedacht: Entsprechend der „Uffbasse!“-Kampagne ist das Wegesystem auf dem Föhrlenberg nämlich vorbildlich nach Fortbewegungsarten unterschieden.

Wie gemalt: Ausblick vom Slevogtfelsen auf Burgruine Scharfenberg alias „Münz“.
Wie gemalt: Ausblick vom Slevogtfelsen auf Burgruine Scharfenberg alias »Münz«.

Der schmale Pfad bringt uns rasch empor auf die Sandsteinrampe, die eine Inschrift zum Slevogtfelsen deklariert. Die Aussicht, die sich dem Wanderer hier eröffnet, gehört unbestreitbar zu den größten Wow-Momenten im Pfälzerwald. Zwischen den Kronen sturmgebeugter Kiefern und Eichen, deren Wurzeln über den nackten Felsen kriechen, gerät zunächst der Bergfried der Burg Scharfenberg in den Blick, dann, nach rechts folgend, der Felsklotz der Anebos-Ruine und schließlich die kompakte Silhouette der Reichsburg Trifels. Hinter diesem Burgenpanorama verdünnisiert sich der Pfälzerwald zum Aquarell, der Himmel darüber bildet eine eigene Wolkenlandschaft – „Impression Burgen-Trias“.

Open-Air-Museum

Dass sich auf dieser Tour Natur und Kunst wunderbar miteinander verzahnen, entdeckt man so richtig allerdings erst, wenn man vom Slevogtfelsen aus den Bergrücken noch etwas hochkraxelt. Nach einem weiteren Felsmassiv – wiederum mit pittoresker Aussicht – landet man dann nämlich auf dem Slevogt-Weg, der mittels Reproduktionen von Gemälden des Künstlers dazu einlädt, an bestimmten Stellen reale Landschaft und malerische Impression miteinander zu vergleichen.

Kunst im Wald: Hinweistafel oberhalb des Slevogtfelsens mit Max Slevogts „Blick auf die Münz“, um 1900.
Kunst im Wald: Hinweistafel oberhalb des Slevogtfelsens mit Max Slevogts »Blick auf die Münz«, um 1900.

Markiert ist der Weg mit einem rautenförmig zugeschnittenen Selbstporträt Slevogts, dem wir von nun an folgen. Und zwar zunächst nach Norden, zum Wettereck, das mit seinen hohen Nadelbäumen wirkt, als wäre ein Stück Schwarzwald oder Allgäu in den Pfälzerwald verpflanzt worden. Vom Rastplatz mit seinem knallroten Dach blickt man geradewegs hinüber auf den Trifels. Auch hier animiert eine Hinweistafel zu vergleichender Betrachtung, wobei auffällt, dass heute mehr Burg vorhanden ist als 1921, als Max Slevogt den „Trifels im Frühling“ malte. Die Erklärung ist einfach: Der Wiederaufbau der Ruine fand erst nach Slevogts Tod statt, in der Nazi-Zeit.

Rastplatz mit Blick auf den Trifels: am Wettereck.
Rastplatz mit Blick auf den Trifels: am Wettereck.

Weiter geht’s! Auf der Nordflanke des Föhrlenbergs entlang in östlicher Richtung, hinunter zu einem Bergsattel, der als Förläcker und „Hexentanzplatz“ ausgewiesen ist. An dieser Wegspinne halten wir uns links und kommen so zur Burgruine Neukastel, die sich auf einem Ausläufer des Föhrlenbergs erhebt. Wobei das Verb reichlich euphemistisch erscheinen muss, denn von der ehemaligen Reichsburg ist wenig übrig: Balkenlöcher in künstlich geglätteten Felswänden, Buckelquaderfundamente des Bergfrieds, Fragmente einer Schneckenstiege, ein Felsenkeller, dessen Eingang einem gähnenden Schlund ähnelt – das ist alles, was hier noch an mittelalterliche Befestigung erinnert.

Wenig übrig, dafür urig: Burgruine Neukastel.
Wenig übrig, dafür urig: Burgruine Neukastel.

Auf dem anschließenden Abstieg zum Slevogthof kommt man an vielen Edelkastanien und an weiteren Hinweisschildern mit Slevogt-Kunst vorüber. Das ehemalige Domizil des Malers ist nur im Rahmen von Führungen zugänglich; jederzeit zu besichtigen ist jedoch die Grabstätte des 1932 verstorbenen Künstlers: Der kleine Familienfriedhof befindet sich in einem Waldstück östlich des Anwesens.

Abstecher zur Burg Scharfenberg

Zurück auf dem Parkplatz am Slevogthof nehmen wir nun die Südtangente des Slevogt-Wegs in westliche Richtung, gelangen wieder zum „Hexentanzplatz“, folgen dem Pfälzer Weinsteig – aber nur kurz, denn unser Weg zweigt bald rechter Hand davon ab, um parallel zum Weinsteig, aber eine Etage höher, nochmals anzusteigen. Nach etwa einem Kilometer biegen wir rechts auf einen schmalen Pfad ab, der wieder in östliche Richtung verläuft und uns auf dem Föhrlenberg noch eine Ebene höher katapultiert. Oben angekommen, stehen wir nicht nur zwischen Kiefern, sondern auch vor Slevogts schönem Gemälde „Der blaue Tag: Jäger am Abgrund“, wenden uns dann nach links und gelangen schließlich zurück an die Abzweigung zum Slevogtfelsen. Hinunter geht’s, wie wir gekommen sind.

Bergfried der Burg Scharfenberg: In den vegangenen drei Jahren wurde die Ruine restauriert.
Bergfried der Burg Scharfenberg: In den vegangenen drei Jahren wurde die Ruine restauriert.

Wer mag, kann vom Parkplatz Ahlmühle aus noch einen Abstecher zur „Münz“ unternehmen, die Max Slevogt so gerne aus der Ferne malte. Die Burgruine, die eigentlich Scharfenberg heißt, wurde in den vergangenen drei Jahren restauriert und ist erst seit 18. Oktober wieder für Besucher zugänglich. Einige Bereiche der Burg sind völlig neu ausgegraben und erstmals zu sehen. Der Abstecher erweitert die Tourenlänge um etwa zwei Kilometer, als Wegzeichen dient die Markierung des Annweilerer Burgenwegs.

Der Maler am Baume: Wegmarkierung an einer Edelkastanie.
Der Maler am Baume: Wegmarkierung an einer Edelkastanie.

Wegweiser

Rundwanderung »Auf Max Slevogts Spuren«, 8 km, mit Burgruine Scharfenberg 10 km; Start: Wanderparkplatz Ahlmühle (oder Slevogthof). Einkehrmöglichkeiten: Ausflugslokal „Barbarossa“ am Parkplatz unterhalb der Burg Trifels, Klettererhütte am Asselstein, Gastronomie in Leinsweiler. Nächste Führung (mit Suppe und Wein) im Slevogthof: Mi 20.11., 16.30 und 17 Uhr, Anmeldung zwingend erforderlich: post@spokk.cloud

Impression Slevogthof: Ausblick auf Leinsweiler und Eschbach hinüber zur Madenburg.
Impression Slevogthof: Ausblick auf Leinsweiler und Eschbach hinüber zur Madenburg.
Kunstwerk der Natur: „Wurzelinsel“ einer Buche, auf dem Weg zu Slevogts Grab.
Kunstwerk der Natur: »Wurzelinsel« einer Buche, auf dem Weg zu Slevogts Grab.
Des deutschen Impressionisten letzte Ruhestätte: Max Slevogt lebte von 1868 bis 1932.
Des deutschen Impressionisten letzte Ruhestätte: Max Slevogt lebte von 1868 bis 1932.
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