Wandern im Pfälzerwald Die vier schwersten Wanderungen in der Pfalz

Wandern kann man im Pfälzerwald wirklich viel – und mit jeder Menge toller Aussichten. Aber manchmal wird es auch zu viel: Das k
Wandern kann man im Pfälzerwald wirklich viel – und mit jeder Menge toller Aussichten. Aber manchmal wird es auch zu viel: Das kann an mangelnder Vorbereitung liegen, Selbstüberschätzung oder aber einer besonders schwierigen Tour.

Was macht eine besonders anstrengende Wanderung aus? Kilometer? Höhenmeter? Fest steht: Es ist bei jedem anders. Vier Pfälzerwald-Autorinnen über ihre schwierigsten Wanderungen.

Rodalber Wandermarathon

Julia Luttenberger: Mir ist es ein bisschen peinlich, das zuzugeben, aber meine bisher anstrengendste Wanderung fand gleich vor meiner Haustür statt. Im Nachhinein betrachtet, ist das kein Wunder, war ich damals doch nicht wirklich trainiert. Meine Mutter träumte davon, beim Rodalber Wandermarathon mitzumachen. Einen Wandermarathon laufen? Klar, coole Idee, ich komm mit. „Kann ja nicht so schwer sein“, dachte ich mir, das Terrain war mir bestens bekannt. Auf dem Rodalber Felsenwanderweg bin ich schon von Kindheit an unterwegs.

Julia Luttenberger läuft den Rodalber Wandermarathon immer noch gerne mit Ihrer Mutter Monika Lutz. Allerdings nur noch die halb
Julia Luttenberger läuft den Rodalber Wandermarathon immer noch gerne mit Ihrer Mutter Monika Lutz. Allerdings nur noch die halbe Strecke und das mit Training. Hier ein Bild aus dem Jahr 2023.

Die ersten 23 Kilometer, oder so, stimmte meine Annahme auch tatsächlich. Fröhlich ging es für mich an malerischen Felsen vorbei, über schmale Wege, der Frühnebel hing noch in den Tälern und die Sonne machte sich bereit für einen wundervollen Tag. Ein Traum. Irgendwann war er jedoch ausgeträumt und meine Füße begannen, weh zu tun. Dann die Sehnen an meinen Knöcheln. Das lag an einer Spezialität des Felsenwanderwegs: Die Pfade weisen teilweise einen Höhenversatz auf, so dass der linke Fuß auf einer anderen Höhe unterwegs ist als der rechte. Nach 30 Kilometern dachte ich ernsthaft ans Aufhören. In meinen Gedanken malte ich mir schon aus, wie ich mich mit dem Auto abholen und ins Haus tragen lasse.

Da kam ich an eine der Stempelstationen, vor mir war ein rüstiger Herr, ausgestattet mit roten Wandersocken, einer Lederhose, einem Filzhut und einem Wanderstock. Beim Gespräch stellte sich heraus: Der gute Mann war bereits über 80 Jahre alt, sein Fazit zum Weg: „Ist doch ganz leicht hier, aus den Alpen bin ich anderes gewöhnt“.

Leben überdenken beim Wandern

Alles klar. Die nächsten drei Kilometer verbrachte ich damit, mein Leben gründlich zu überdenken. Ich war Anfang 20 und mir tat jede Gräte weh, mein senioriger Mitwanderer entschwand leichtfüßig in der Ferne, meine Mutter hatte ebenfalls keine Probleme, die machte sich nur Sorgen um ihre schwächelnde Tochter. „Ich sollte wohl mehr trainieren“, wurde mir klar. Zuerst aber wurde ich immer langsamer und langsamer, schleppte mich aber weiter.

Kurz vorm Zielpunkt hätte ich beinahe aufgegeben. Der letzte Abschnitt führte einen fiesen, gemeinen, ultrasteilen Stich durch den Wald nach oben. Ich wundere mich heute noch, dass ich da hochkam.

Nach dem Marathon konnte ich eine Woche lang nicht ordentlich laufen, der Weg ins Büro im ersten Stock war unmöglich. Aber ich habe meine Lehren daraus gezogen: Unvorbereitet einen Marathon wandern? Nie mehr wieder. Wenn die Grundkondition fehlt, wird jeder Weg zum schwersten Weg. Ich denke immer wieder an die Geschichte, wenn ich auf dem Felsenwanderweg unterwegs bin. Dieses Mal mit weitaus besserer Kondition. Wenn es die Zeit zulässt, laufe ich einmal im Jahr beim Halbmarathon mit. Denn wenn man nicht mit sich selbst und seinen Schmerzen beschäftigt ist, ist der Weg einfach nur wunderschön.

Autorin Michelle Pfeifer auf dem Veldenzwanderweg
Autorin Michelle Pfeifer auf dem Veldenzwanderweg

Von Kusel nach Glanbrücken

Michelle Pfeifer: Der Name „Pfälzer Bergland“ lässt tief blicken: Wer dort zu Fuß (oder mit dem Rad) unterwegs ist, der hat viele Höhenmeter zu erwarten. Um möglichst viel Auf und Ab ging es mir vor ein paar Jahren bei einer winterlichen Tour durchs Kuseler Land. Um mich körperlich mal so richtig zu fordern, hatte ich mir vorgenommen, von Haustür zu Haustür zu meinem Partner zu laufen – konkret bedeutet das von Kusel nach Glanbrücken. Nicht aber über den flachen Radweg – das kann ja schließlich jeder. Sondern möglichst viel über den Veldenzwanderweg, der so manchen alpin anmutenden Aufstieg bereit hält.

Hier startet der Veldenzwanderweg auf Burg Lichtenberg.
Hier startet der Veldenzwanderweg auf Burg Lichtenberg.

Insgesamt rund 60 Kilometer ist er lang, erstreckt sich von Burg Lichtenberg, dem ehemaligen Stammsitz der Grafen zu Veldenz, quer durch die ehemalige Graftschaft bis hin zum Schloss in Lauterecken. In bis zu fünf Etappen lässt sich der Prädikatswanderweg einteilen. Meine damalige Tagesroute umfasste etwa zwei Etappen, die auf gängigen Portalen vorgegeben werden. Hinauf und hinunter ging’s also.

Durch die Bewegung – und mit warmem Tee in der Thermoskanne – ließen sich die kühlen Temperaturen denn auch aushalten. Nur als dann heftiger Regen, teilweise auch Schneeregen, einsetzte, wurde es mehr als ungemütlich. Was ich bei der Tour nicht so ganz bedachte: Wie schnell es im Februar am Nachmittag doch dunkel wird. Und so entpuppte sich meine Wanderung ab Mittag praktisch zu einem wahren und vor allen Dingen anstrengenden Wettlauf gegen die Zeit. Schließlich hatte ich einen wichtigen Ausrüstungsgegenstand vergessen: eine Taschen- oder Kopflampe.

Unsere Autorin Janina Croissant, hier bei einem Ausflug zu den „Trullos“ in Rheinhessen, will dem Dimbacher Bundsandsteinhöhenwe
Unsere Autorin Janina Croissant, hier bei einem Ausflug zu den »Trullos« in Rheinhessen, will dem Dimbacher Bundsandsteinhöhenweg noch eine zweite Chance geben.

Dimbacher Buntsandstein-Höhenweg

Janina Croissant: Mit der Einschätzung von Wanderungen ist das ja so eine Sache: Was für den einen eine „abwechslungsreiche Strecke ist“, empfindet der andere als „langweilig“. Ein und dieselbe Tour bezeichnet der eine als „sportlich“ und der andere als „Spaziergang“. Ein Spannungsfeld, über das sich hervorragend fachsimpeln lässt. So geht es mir, wenn ich nach der schwierigsten Strecke in meinem Wandertipp-Portfolio gefragt werde.

Denn da fällt mir sofort der Dimbacher Buntsandstein-Höhenweg ein und ich ernte dafür aus der Wanderszene erstaunte Blicke und hochgezogene Augenbrauen. Denn die Strecke wird von ziemlich vielen Wandersleut’ gefeiert, ist im Internet durchweg positiv bewertet – „Einer der schönsten Wanderwege in Deutschland“ – und trägt zudem das Prädikat „Premium“. Wenn man mich nach der zehn Kilometer-Tour fragt, erinnere ich mich an einen unfassbar anstrengenden Ausflug. Dreimal geht es hoch und runter.

Der Dimbacher Bundandstein-Höhenweg bei ungemütlichem Wetter: sehr mystisch.
Der Dimbacher Bundandstein-Höhenweg bei ungemütlichem Wetter: sehr mystisch.

Spätestens beim letzten Anstieg hatte ich überhaupt kein Auge mehr für die ulkigen Sandsteinformationen am Wegesrand und die imposanten Weitblicke über den Pfälzerwald – ich wollte einfach nur noch heim. Zugegeben: es lag wohl weniger an der Streckenführung als an den Begleitumständen der Wanderung. Zu wenig Wasser, zu wenig Proviant, keine Stöcke.

Alle Bänke, die sich für eine Rast angeboten hätten, waren belegt und eine urige Pfälzerwald-Hütte gibt es nicht auf dem Weg. Die schmalen Pfade wollten einfach kein Ende nehmen. Es war kalt, nass, die Stimmung in der Gruppe schlecht und ich war komplett aus der Puste. Das Ganze ist allerdings schon eine Weile her und gewisse Anfängerinnenfehler in Sachen Wandern würden mir heute nicht mehr passieren. Ich denke, der Dimbacher Höhenweg bekommt noch eine zweite Chance von mir.

Inzwischen mit gutem Equipment im Wald unterwegs: Autorin Rebecca Singer.
Inzwischen mit gutem Equipment im Wald unterwegs: Autorin Rebecca Singer.

Von Hinterweidenthal nach Trippstadt

Rebecca Singer: Wenn ich an meine schwierigste und anstrengenste Wanderung im Pfälzerwald denke, dann denke ich an eine Tour vom Bahnhof Hinterweidenthal nach Trippstadt. Wir – mein Partner und ich – wollten im Sommer 2020 ausprobieren, ob wir eine mehrtägige Wanderung mit allem drum und dran schaffen: Also mit schwerem Rucksack, mit Zelt, Isomatte, Schlafsack und so weiter.

Die Idee, das hier in der Region zu testen, bevor wir uns an andere Strecken wagen, hat sich im Nachhinein als sehr schlau herausgestellt. Denn, ja, die Tour war mit über 25 Kilometern und mindestens 800 Höhenmetern nicht die einfachste, aber heute würden wir sie gut schaffen. Unser Problem war vor allem mangelnde Vorbereitung und schlechtes Equipment.

Vor Insekten davonrennen

Wir starteten am Bahnhof Hinterweidenthal und sind erst einmal falsch abgebogen, statt nach rechts sind wir nach links, vorbei an der kleinen Hans Hammer Hütte, am Kaltenbach entlang. Der Grund: Wir hatten eine veraltete Karte. Bis wir den Fehler bemerkt hatten, waren wir schon ein gutes Stück vom Weg abgekommen und völlig zerstochen von Bremsen. Als wir dann mithilfe unserer Karte versuchten, wieder auf den richtigen Weg zu kommen, rannten wir im wahrsten Sinne des Wortes vor den gierigen Insekten davon – so viele auf einmal hatte ich noch nie, und habe ich auch danach nie wieder gesehen.

Als wir etwas Abstand zu den Bächen und Seen hatten, ging es etwas entspannter weiter, im großen Bogen hoch auf die Burg Gräfenstein. Dort angekommen, waren wir richtig stolz, mit unseren – nicht besonders guten und nebenbei bemerkt viel zu schweren – Wanderrucksäcken, schon so weit gekommen zu sein. Wobei kurz darauf die ersten Knie anfingen, uns Sorgen zu machen. Wanderstöcke, die die Gelenke entlasten, hatten wir noch nicht und wirklich an die Bewegung gewohnt waren wir auch noch nicht. Dementsprechend wurde die Tour immer anstrengender und die Schmerzen immer schlimmer.

Aufgeben ist immer eine Option

Als wir einige Stunden später dann bei Johanniskreuz aus dem Wald kamen – wohlgemerkt hatten wir gar nicht vor, hier vorbeizukommen, wir haben uns noch einmal verlaufen – konnten wir nur noch kleine Schritte machen, weil Füße, Hüften und Knie schmerzten. Nach einer kleinen Stärkung war das Aufstehen von den Stühlen dort so schwierig und so schmerzhaft, dass wir das erste Mal ans Aufgeben dachten. Doch wir wollten es unbedingt schaffen, also setzten wir einen Fuß vor den nächsten und machten uns auf in Richtung Campingplatz Sägmühle, wo wir übernachten wollten.

Etwa auf der Hälfte der Strecke haben wir schließlich aufgegeben und uns abholen lassen. Dieser Schritt fiel uns beiden wahnsinnig schwer. Doch im Nachhinein war es vermutlich weise: Wir haben sehr viel daraus gelernt. Denn , vier Jahre später, haben wir schon mehrere mehrtägige Wanderungen hinter uns: ohne Schmerzen, mit guten, nicht zu schweren Rucksäcken, professionellen Wanderschuhen, Wanderstöcken und mit guter Vorbereitung.

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