Infrastruktur 20 Prozent der Brücken in Rheinland-Pfalz sind marode

2019 musste die Hochstraße Süd in Ludwigshafen wegen Einsturzgefahr gesperrt werden.
2019 musste die Hochstraße Süd in Ludwigshafen wegen Einsturzgefahr gesperrt werden.

Nach dem Einsturz von Teilen der Carolabrücke in Dresden wachsen die Sorgen um den Zustand der Viadukte in ganz Deutschland.

Als Reaktion auf den teilweisen Einsturz der Dresdner Carolabrücke wird mit Besorgnis über den Zustand der Brücken in Deutschland diskutiert. Brückenexperte Martin Mertens kritisiert den schlechten Zustand vor allem vieler Großbrücken in Deutschland. „Grundsätzlich kann man sagen, dass bei den Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere Problempatienten sind“, sagte der Professor von der Hochschule Bochum dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das seien wegen des regelrechten Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg leider die meisten. Die Politik müsse reagieren. „Dresden zeigt ganz klar: Es ist fünf nach zwölf.“

Auch andere Akteure sehen den Zustand vieler Brücken in Deutschland kritisch. So sagte der Präsident der Bundesingenieurkammer, Heinrich Bökamp, viele Bauwerke hätten aufgrund mangelnder Wartung und Ertüchtigung bereits ein erhebliches Risiko. Das reiche von sicherheitsrelevanten Problemen bis zu einem Totalversagen aufgrund eines jahrelangen Investitionsstaus. Das Aufschieben von Sanierungen sei gefährlich, so Bökamp.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert wegen des schlechten Zustands der Brücken eine „Investitionsoffensive Infrastruktur“. Den Kommunen fehlten die Mittel für die dringend notwendigen Sanierungen, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden macht auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz lebt.“

Wissing weist Verantwortung von sich

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke erläuterte er, sie stehe in kommunaler Verantwortung, habe deshalb mit dem Bundesetat nichts zu tun. „Aber man sieht an dieser Brücke, wie gefährlich es ist, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert wird.“

In der Nacht zu Mittwoch stürzte ein etwa 100 Meter langes Stück der Carolabrücke, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, in die Elbe. Verletzt wurde niemand. Auch der Rest der Brücke gilt nun als einsturzgefährdet. Die Ursache war zunächst unklar. Die Brücke galt schon lange als Sanierungsfall. In den vergangenen Jahren wurden bereits Teile der Brücke für den Autoverkehr saniert, für das nächste Jahr war die Sanierung des nun eingestürzten Brückenzuges geplant.

Laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz mit Sitz in Koblenz sind 80 Prozent der Brücken im Land in einem guten bis ausreichenden Zustand, 20 Prozent sind also sanierungsbedürftig. Alle Brücken seien verkehrssicher und würden mindestens alle drei Jahre untersucht, so der LBM. Die überwiegende Anzahl der Brücken in Rheinland-Pfalz sei zwischen 40 und 50 Jahre alt.

Kommentar, Seite 2

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