Olympische Spiele „Absurdität für Superreiche“: Wieso Paris den Einsatz von deutschen Flugtaxis verhindern will
Prominente Produktplatzierungen bei sportlichen Großereignissen sind hart umkämpft, stark limitiert und sehr teuer. Warum nicht also ein ganzes Event als Dauerwerbesendung nutzen, dürfte sich das Bruchsaler Luftfahrtunternehmen Volocopter gedacht haben. Bei den Olympischen Sommerspielen will der Flugtaxi-Hersteller den Himmel über Paris als Schaufenster in die Zukunft der Mobilität nutzen. Während Millionen von Besuchern durch die Straßen strömen, sollen Flugtaxis das Verkehrschaos der französischen Metropole unter sich lassen und kostenlos Gäste im Pendelverkehr durch die Luft befördern.
Dass Volocopter den Service ohne finanzielle Gegenleistung anbietet, ist nicht ganz freiwillig: Die zur kommerziellen Nutzung erforderliche Genehmigung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit steht noch aus.
Rückenwind der Regierung
Als Start- und Landepunkt für die besonderen Taxis ist eine schwimmende Plattform auf der Seine vorgesehen. Neben dem Heliport in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz im Südosten der Stadt hat Volocopter vier weitere Start- und Landeplätze in Pariser Vororten installiert.
Grünes Licht für den Start- und Landeplatz gab es am Dienstag von der französischen Regierung, die dem deutschen Unternehmen unter Auflagen gestattete, bis zum Ende des Jahres 900 Flüge von der schwimmenden Plattform aus durchzuführen. Zwischen acht Uhr morgens und fünf Uhr nachmittags dürften demnach jede Stunde zwei Flugtaxis mit je einem Passagier starten oder landen.
Stadtrat leitet rechtliche Schritte ein
Im Pariser Stadtrat sorgte die deutsche Luftnummer für heftigen Gegenwind. Die Entscheidung der Regierung, das Projekt „mit Gewalt durchzusetzen“, sei ein „demokratischer Skandal“, kritisierte der Umweltbeauftragte Dan Lert von den Grünen am Mittwochabend. Er kündigte an, dass die Stadtverwaltung eine einstweilige Verfügung gegen den Einsatz von Flugtaxis während der Olympischen Spiele beantragen wolle. Der Stadtrat hatte zuvor bereits einen Antrag der Kommunisten angenommen, die den Abbau der Plattform auf der Seine und das Ende des Flugtaxi-Projekts fordern.
Obwohl Volocopter auf seiner Webseite mit umweltfreundlicher Technologie wirbt, verbrauche ein Flug mit dem Elektro-Flugtaxi verglichen mit einer U-Bahn-Fahrt 30-mal mehr Energie und stoße 45-mal mehr Treibhausgase aus. „Flugtaxis sind eine ökologische Absurdität für Ultrareiche“, kritisierte Lert. Dass die Flugtaxis in Paris keine Begeisterung hervorrufen, verwundert nicht. Schließlich haben sich die Pariser mit der Verdreifachung der Parkgebühren für SUV-Fahrer bereits deutlich gegen wohlhabende Umweltsünder auf ihren Straßen positioniert. Ähnlich resolut werden sie vermutlich auch ihren Luftraum verteidigen.