Fragen und Antworten Die Folgen des Impfstopps

Das Mittel von Astrazeneca wird in Deutschland vorerst nicht mehr verimpft.
Das Mittel von Astrazeneca wird in Deutschland vorerst nicht mehr verimpft.

Wegen einiger Fälle von Thrombosen ist die Impfung mit Astrazeneca in Deutschland vorläufig ausgesetzt. Was man über die Erkrankten weiß und was die Folgen für die Impfkampagne sind: ein Überblick.

Welche Folgen hat der Impfstopp für die Impfkampagne in Deutschland?
Schon bisher war der genaue Fortgang der Impfkampagne unklar – sollen wirklich die Hausärzte spätestens in der Woche vom 19. April groß einsteigen? Das hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern vergangene Woche empfohlen. Eine für diesen Mittwoch geplante Telefonschalte zum Impfen sagten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Regierungschefs ab. Sie wird womöglich am Freitag stattfinden, nach der am Donnerstag erwarteten Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zu Astrazeneca.

Wer muss in Rheinland-Pfalz länger warten?
Alle 43.000 Rheinland-Pfälzer, die einen Termin bis zum 10. April im Impfzentrum zur Immunisierung mit Astrazeneca haben, werden laut Landesgesundheitsministerium geimpft. Sie bekommen aber den Wirkstoff von Biontech oder Moderna. Impfungen in den Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten und bei der Polizei bleiben ausgesetzt. Impfungen in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe finden nur statt, sofern schon Termine für den Monat März vergeben sind und wenn die Einrichtung in kreisfreien Städten oder Landkreisen liegt, deren Inzidenz höher als 100 ist. Lehrkräfte und Erzieherinnen werden geimpft, sofern sie bereits einen festen Termin dafür haben. Neue Impftermine werden nur noch für Menschen der Prioritätsgruppe eins vergeben. Personen der Priorität zwei müssen sich gedulden.

War der vorläufige Impfstopp in Deutschland nötig?
Die einen sagen: Nein, das zerstört Vertrauen. Grüne und FDP schlagen vor, dass man sich freiwillig mit dem Astrazeneca-Stoff impfen lassen kann. Das Bundesgesundheitsministerium verteidigt den Stopp. Seit Freitag seien drei neue Fälle von Hirnvenen-Thrombosen nach einer Impfung gemeldet worden. Damit gab es sechs Fälle plus einen vergleichbaren Fall, drei davon tödlich. Trotz der hohen Anzahl von 1,6 Millionen Impfungen mit Astrazeneca sei das „überdurchschnittlich“. Für Experten sei ein Zusammenhang mit der Impfung „nicht unplausibel“, so das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Das Ressort von Jens Spahn (CDU) meint: Auf jeden Fall müssen Ärzte über die neuen Fakten und Impfbereite über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt werden – selbst wenn der Stoff wieder erlaubt ist.

Wer ist nach der Impfung erkrankt?
Menschen zwischen etwa 20 und 50 Jahren, darunter sechs Frauen, so das PEI. Bei dieser Art von Thrombose kommt es zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn durch Blutgerinnsel. Die Folge: Kopfschmerzen. Zudem können epileptische Anfälle, Lähmungen, Sprachstörungen oder Blutungen auftreten.

Gibt es sonst weniger Hirnvenen-Thrombosen?
Ja. Bei der geimpften Personengruppe und in einem Zeitraum von 14 Tagen nach Impfung sind statistisch gesehen bei 1,6 Millionen Impfungen 1 bis 1,4 solche Thrombosen zu erwarten – nicht aber 7.

Wer muss sich Sorgen machen?
Nur wer vier bis 14 Tage nach der Impfung mit Astrazeneca anhaltende Kopfschmerzen oder Hautblutungen entwickelt, soll zum Arzt.

Was ist mit Menschen, die noch keine zweite Impfung haben?
Menschen, die nach einer ersten Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff wegen des vorläufigen Stopps keine zweite Dosis erhalten, müssen sich nach Ansicht von Experten zunächst keine Sorgen um fehlenden Immunschutz machen. „Nach allem, was wir wissen, ist es nicht problematisch, die zweite Impfung aufzuschieben“, sagt Stefan Kaufmann, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin.

Michael Lohoff von der Philipps Universität Marburg weist auf den hohen Schutz vor schweren Verläufen hin, der nach der ersten Impfung aufgebaut werde. Eine zweite Impfung sei allerdings besser, um das Immunsystem neu zu stimulieren.

Grundsätzlich sei es denkbar, die zweite Impfdosis mit einem anderen Impfstoff vorzunehmen, sagt Kaufmann. „Wir haben im Zusammenhang mit den Corona-Impfstoffen wenig Erfahrung damit. Aus immunologischer Sicht spricht aber nichts dagegen.“

x