Religion Baustart für „House of One“ mitten in Berlin

Freuen sich auf ein gemeinsames Gotteshaus: Pfarrer Gregor Hohberg (links), Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci.
Freuen sich auf ein gemeinsames Gotteshaus: Pfarrer Gregor Hohberg (links), Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci.

Nach zehnjähriger Planung ist im Berliner Bezirk Mitte der Grundstein für das „House of One“ gelegt worden. Am Festakt für das in dieser Form einmalige „Bet- und Lehrhaus“ von Juden, Christen und Muslimen nahmen Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci teil.

Bis 2024/25 entsteht ein Ziegelbau in kubischen Formen mit einer Synagoge, einer Kirche, einer Moschee und einem Raum der Begegnung. Träger des Projekts auf der Spreeinsel (zu Fuß zehn Minuten südlich vom Dom) sind die evangelische Kirchengemeinde Sankt Petri-Sankt Marien, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Abraham Geiger Kolleg und der muslimische Verein Forum Dialog.

Die Arbeiten werden auf vier Jahre und die Kosten mit gut 47 Millionen Euro veranschlagt. Davon trägt der Bund 20 Millionen Euro, das Land Berlin steuert zehn Millionen Euro bei. Spenden und weitere Zuwendungen erbrachten bislang zehn Millionen Euro, sieben Millionen Euro will die Stiftung noch einwerben. Sie hat bereits Unterstützer in rund 60 Ländern weltweit.

Bei der Feier würdigte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble das Projekt als „theologisch anspruchsvoll“. Das Projekt sei ein Ansporn für die Religionen, „ihre Verantwortung für die Welt wahrzunehmen“. Dies sei wichtig in einer Gesellschaft, „in der immer neue Spannungen und Spaltungen sichtbar werden“, betonte Schäuble unter Hinweis auf die jüngsten antisemitischen Reaktionen auf den Nahost-Konflikt.

„Gelebte Vielfalt“

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) nannte das Vorhaben ein „Symbol für Toleranz und erfolgreichen Dialog der Religionen“. Bereits jetzt gelte es weltweit als „Modell des friedlichen Zusammenlebens“. Müller rief dazu auf, das „House of One“ zu einem „Ort gelebter Vielfalt und belebender Debatten weiterzuentwickeln“. Er erinnerte daran, dass der Bau an einem der „historischen Gründungsorte Berlins“ entsteht.

In einer Videobotschaft aus New York nannte die Generalsekretärin des globalen Netzwerks von „Religions for Peace“, Azza Karam, die Grundsteinlegung einen „historischen Moment“. Sie rief dazu auf, auch andere Glaubensrichtungen und nichtglaubende Menschen einzubeziehen.

Prominentes Kuratorium

Ihr Bau im Zentrum Berlins wird nicht zu übersehen sein. Er entsteht an der mehrspurigen Gertraudenstraße auf den Fundamenten der ehemaligen evangelischen Petrikirche, deren Trümmer nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen wurden. Das Konzept stammt vom Architekturbüro Kuehn Malvezzi. Es hatte bei einem Wettbewerb den ersten Platz belegt.

Dabei hat die Stiftung auch den Rückhalt eines prominenten Kuratoriums. Ihm gehören unter anderen Ex-Bundespräsident Christian Wulff, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie Berlins Erzbischof Heiner Koch und Landesbischof Christian Stäblein an, überdies der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und die Direktorin des Jüdischen Museums Berlin, Hetty Berg.

Die Berliner Stiftung „House of One“ strebt eine weitere internationale Vernetzung solcher „Mehrreligionenhäuser“ an. So luden Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Imam Kadir Sanci, die prominentesten Vertreter des Projekts, im vergangenen Jahr zu einer digitalen Konferenz mit Vertretern ähnlicher Einrichtungen in Bern, Hannover, München, Wien und Wilhelmshaven ein.

Der Grundstein des 47-Millionen-Euro teuren Baus.
Der Grundstein des 47-Millionen-Euro teuren Baus.
Blick auf die Baustelle, die auf der Spreeinsel mitten in Berlin liegt.
Blick auf die Baustelle, die auf der Spreeinsel mitten in Berlin liegt.
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