Politik Bischöfe versprechen mehr Klarheit beim Geld

Nach der Vollversammlung der katholischen Bischöfe räumt Kardinal Reinhard Marx ein, dass die Kirche in Sachen Transparenz bei den Finanzen Nachholbedarf hat. Kritik üben die Bischöfe am Koalitionsvertrag von Union und SPD.

Die katholische Kirche in Deutschland verspricht mehr Klarheit und mehr Kontrolle über ihre Finanzen: „Das können wir nicht mehr aufschieben; ich möchte, dass da Tempo reinkommt“, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, die sich vier Tage lang zu ihrer Frühjahrsvollversammlung getroffen hatte. Symptomatisch, wenn auch zufällig zustandegekommen, war der Tagungsort: Ingolstadt liegt auf dem Gebiet der Diözese Eichstätt, und diese hat soeben bis zu 60 Millionen Euro wegen illegaler „Darlehen“ an texanische Immobilienfirmen verloren. Beinahe gleichzeitig ist die miserable Finanzlage der Erzdiözese Hamburg bekannt geworden, deren Bischof Stefan Heße gegen großen Widerstand der Betroffenen die Schließung katholischer Schulen als „unausweichlich“ angekündigt hat. Eine erste „Transparenzoffensive“ in Sachen Finanzen hatten die katholischen Oberhirten bereits 2014, nach dem Skandal um den Limburger „Protzbischof“ Franz-Peter Tebartz-von Elst, angekündigt. Die Fortschritte stuft Kardinal Marx allerdings als „eindeutig zu wenig“ ein. Der Eichstätter Bischof, Gregor Maria Hanke, hielt fest, das Thema Finanzen habe „wie eine graue Aschewolke“ über der Tagung gelegen. Weiteres, lang diskutiertes Thema bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe war die Möglichkeit für Nichtkatholiken in konfessionsverschiedenen Ehen, zur katholischen Kommunion gehen zu können. Eine generelle Erlaubnis sei weder gewollt noch möglich, sagt Kardinal Marx. Aber es soll hierzu demnächst eine „seelsorgerliche Handreichung“ für Pfarrer geben, die eine Lösung in Einzelfällen ermöglicht – ähnlich wie beim Empfang der Sakramente durch wiederverheiratete Geschiedene, für den Papst Franziskus den Weg frei gemacht hat. Zum Vertrag zwischen Union und SPD über eine große Koalition merkte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an, trotz „guter sozialpolitischer Teile darin“ fehlten dem Papier „Ehrgeiz und Mut“ – etwa beim Klimaschutz. Allgemein sei im Groko-Vertrag „der große Wurf nicht zu finden“. Am wenigsten zufrieden sind die katholischen Bischöfe mit der rigiden Begrenzung des Familiennachzugs bei Flüchtlingen, die dem hohen Stellenwert der Familie „nicht ausreichend“ Rechnung trage. Bei Flüchtlingen, die unter dem Schmerz der Trennung litten, liefen Integrationsbemühungen ins Leere, schreiben die Bischöfe. „Sehr, sehr kritisch“ sehen die Bischöfe auch die Unterbringung von Asylbewerbern in riesigen Sammel- und Transitzentren. Eine dieser künftigen „Modellbehörden“ steht in Manching bei Ingolstadt. Dort, so teilte Stefan Heße nach einer Besichtigung seinen Amtsbrüdern mit, werde dem Grundsatz eines unabhängigen und fairen Rechtsverfahrens „nicht ausreichend Rechnung getragen“. Gerade traumatisierte Personen oder Opfer von Menschenhandel erhielten „kaum adäquate Unterstützung“.

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