Meinung Brüssels ökologische Mogelpackung

Der EuGH verhandelt über die sogenannte Taxonomie.
Der EuGH verhandelt über die sogenannte Taxonomie.

Atom und Gas könnten in Öko-Fonds bald als nachhaltig klassifiziert werden. Das ist widersinnig.

Die sogenannte Taxonomie ist im Kern eine exzellente Idee – und wurde aus nationalem Egoismus ruiniert. Paris und Berlin wollten unbedingt Atomenergie und Gas als nachhaltig deklariert sehen, und die EU-Kommission ist eingeknickt. Ob die Richter am Europäischen Gerichtshof nun diesen fatalen Fehler korrigieren werden, ist mehr als fraglich. Das heißt, dass Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke bald unter gewissen Umständen als nachhaltig ausgewiesen werden. Konkret bedeutet das, dass ein Sparer zukunftsträchtig in Solarparks oder Windenergie investieren will, sein Geld stattdessen aber in ein Kernkraftwerk fließt.

Auch die versprochenen Transparenzvorgaben für die Öko-Fonds machen die Sache nicht besser. So soll ein Finanzanbieter seinen Kunden offenlegen müssen, ob sein Portfolio ausschließlich Aktien und Anleihen von tatsächlich „grünen Unternehmen“ beinhalten oder auch Papiere von Gas- und Kernkraftfirmen. Das löst nicht das grundsätzliche Problem.

Die Folge wird sein, dass Investoren abspringen, weil die Taxonomie im Grunde eine ökologische Mogelpackung ist. Der erhoffte Effekt, dass schnell wesentlich mehr Geld in nachhaltige Finanzprodukte fließt, wird weitgehend ausbleiben. Die Taxonomie hätte zu einer Art Goldstandard für Öko-Fonds in der internationalen Finanzwirtschaft werden können. Diese Chance hat die EU-Kommission vermasselt.

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