KOMMENTAR Debatte um Zustand der Brücken: Die marode Republik

Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden.
Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden.

Der Einsturz der Carolabrücke steht symbolisch für den Zustand der Infrastruktur in diesem Land. Die Zeit der kleinen Reparaturen ist vorbei.

Ein Brückeneinsturz. In Italien? Möglich. In China auch, klar. Aber im Land der Ingenieure, in dem die Bauvorschriften mehr Bände füllen als das Brockhaus-Lexikon? Niemals. Und dennoch ist ein Teil der Carolabrücke am Mittwoch in sich zusammengefallen. Seither diskutiert die halbe Republik über den Zustand der Brücken. Der Einsturz von Dresden illustriert aber vor allem, wie marode unsere Infrastruktur ist.

Das hat Gründe. Seit der Wiedervereinigung fährt die Republik in vielen Bereichen auf Verschleiß. Zu lange wurde zu wenig investiert in Straßen, Schienen, Leitungen. Es wurde hingegen repariert, gewurschtelt, ausgebessert. Das Ergebnis spürt jeder Bürger: Dass die Bahn pünktlich kommt, ist inzwischen so wahrscheinlich wie ein Wettgewinn auf der Pferderennbahn, der Glasfaserausbau kommt gefühlt noch langsamer voran als der Bau des Berliner Flughafens, und die Mobilfunkabdeckung ist in manchen Orten derart löchrig, dass einige vielleicht doch wieder über einen Festnetzanschluss nachdenken. Deutschland ist zur Stotterrepublik geworden.

Verkehrsminister Volker Wissing betont regelmäßig, die Bundesregierung habe das Problem erkannt. Und handle. Nur habe er einen Sack Probleme seiner Vorgänger geerbt, weil diese sich nicht gekümmert hätten. Doch solche Jammer-Einlagen helfen nicht. Die Menschen erwarten, dass sich etwas ändert. Auch wenn es teuer wird. Stillstand kann sich dieses Land nämlich nicht (mehr) leisten.

x