Landtagswahlen Die AfD ist inzwischen mehr als nur Protestpartei

Jörg Urban, AfD-Landeschef in Sachsen.
Jörg Urban, AfD-Landeschef in Sachsen.

Die Befunde von Wahlforschern deuten darauf hin, dass sich die AfD im Parteiensystem von Sachsen und Thüringen fest etabliert hat.

Nicht mehr nur Protestpartei: Erstmals wurde die AfD bei den Wahlen in Sachsen und Thüringen mehrheitlich aus Überzeugung und nicht aus Enttäuschung gewählt – in Thüringen zeigten sich laut Infratest dimap 52 Prozent der Befragten überzeugt von den politischen Positionen der AfD und in Sachsen 50 Prozent. Nur eine Minderheit wollte mit der Stimme für die AfD den anderen Parteien einen Denkzettel verpassen. Damit ließ die AfD zumindest in diesen Ländern ihre angestammte Rolle als Protestpartei hinter sich. Allerdings sind immer noch klare Mehrheiten aller Befragten in beiden Ländern gegen eine AfD-Regierungsbeteiligung.

Frühere Nichtwähler mobilisiert:Die AfD konnte in beiden Ländern allen Parteien Wähler abnehmen. Abgeben musste die AfD frühere Wähler nur in eine Richtung – an das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Am meisten Zulauf bekam die AfD aus dem Lager der bisherigen Nichtwähler. In Sachsen und Thüringen kam deutlich mehr als die Hälfte der hinzugewonnen Wähler aus diesem Lager. Insofern konnte die AfD von der gestiegenen Wahlbeteiligung profitieren.

In geringerem Umfang bekam die AfD Zulauf von früheren CDU-Wählern, in Thüringen auch von früheren Linken-Wählern. Von den anderen Landtagsparteien gab es nur eine geringe Wählerwanderung hin zur AfD.

Von Unzufriedenheit profitiert: Infratest dimap befragte Wähler in beiden Ländern, welches Thema ihnen am wichtigsten ist. Die drei wichtigsten Themen in Sachsen und Thüringen: Zuwanderung, Kriminalität/innere Sicherheit und soziale Sicherheit. Die wirtschaftliche Lage kam in Sachsen nur auf Platz vier und in Thüringen auf Platz fünf. Das Thema Ukraine/Russland landete in beiden Ländern auf den hinteren Plätzen – nur sieben Prozent der Befragten in Sachsen und fünf Prozent in Thüringen fanden es besonders wichtig.

Gerade bei den Themen Migration und Kriminalität konnte die AfD punkten und die CDU in der Frage nach der Parteienkompetenz überflügeln. In beiden Ländern billigte eine relative Mehrheit der Befragten hier der AfD die größte Lösungskompetenz zu. Mit ihrer migrationskritischen Haltung fand die AfD über die eigene Wählerschaft hinaus Anklang: 58 Prozent in Thüringen und 59 Prozent in Sachsen bezeichneten es prinzipiell als gut, dass die AfD zu Zuwanderung begrenzen will.

Zuspruch in allen Altersgruppen: In beiden Ländern findet die AfD über fast alle Altersgruppen hinweg stabilen Zuspruch – nur bei den Wählern über 70 ist sie weniger beliebt, hier dominiert die CDU. Auffällig ist die Beliebtheit der AfD gerade bei den jungen Wählern zwischen 18 und 24. In Thüringen lag sie hier mit einem Stimmenanteil von 38 Prozent klar vorne. In Sachsen bekam sie bei den Jungwählern 31 Prozent. Die Grünen büßten in dieser Altersgruppe mehr als die Hälfte ihres Wähleranteils ein: In Thüringen kamen sie nur noch auf fünf, in Sachsen auf acht Prozent.

Der Landtag in Thüringen wird sich künftig wohl deutlich anders zusammensetzen als bislang.

Wahlen in Sachsen und Thüringen

Es sind wegweisende Wahlen am 1. September 2024: In Sachsen und Thüringen wird ein neuer Landtag gewählt. Wie werden sich die Menschen entscheiden? Holt die AfD wirklich über 30%? Wie wird sich das neue Bündnis Sahra Wagenknecht schlagen?

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

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