Briefzustellung Die Entdeckung der Langsamkeit bei der Post

Vier von fünf Briefen sollen am nächsten Werktag ausgeliefert werden – so steht es im aktuellen Postgesetz.
Vier von fünf Briefen sollen am nächsten Werktag ausgeliefert werden – so steht es im aktuellen Postgesetz.

Die Deutsche Post will weniger strenge gesetzliche Vorgaben für die Zustellung von Briefen erreichen.

Auch in der Pfalz gibt es Ärger wegen verspätet ausgetragener Briefe. Und nun das: Der gesetzlich verankerte Zeitdruck bei der Beförderung von Briefen sollte nach Ansicht der Deutschen Post abgeschwächt werden. Konzernchef Frank Appel appellierte am Dienstag an den Gesetzgeber, die Vorgabe, mindestens 80 Prozent der Briefe müssten am nächsten Werktag beim Empfänger sein, zu überdenken.

Der Hintergrund: Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP will das Postgesetz in der laufenden Legislaturperiode modernisieren. Viele Passagen stammen aus einer Zeit, als die Menschen noch Briefe und Postkarten statt Mails und Chatnachrichten schrieben. Gut, wichtige Informationen verschicken gerade Banken und Versicherungen immer noch per Post. Aber wäre es in der Mehrzahl der Fälle wirklich schlimm, wenn man einen Tag länger darauf warten müsste?

Montags keine Zustellung mehr?

Vielleicht sollte man das in Kauf nehmen – wenn denn das Porto nicht mehr weiter steil nach oben schnellte. Für den Vorstoß pro Langsamkeit führt Konzernchef Frank Appel vor allem die Kosten an. Der Vorstandsvorsitzende der Post nahm 2021 übrigens, was die Gesamtvergütung der Firmenkapitäne der im Dax gelisteten Unternehmen angeht, zehn Millionen Euro und mit weitem Abstand Platz 1 ein.

Doch neben den Kosten geht es nun auch darum, was im Zeitalter der Digitalisierung sinnvoll ist. So wurde vor einigen Jahren ernsthaft ein Ende der Zustellung an Montagen debattiert. Der erste Tag der neuen Woche gilt gemeinhin als „sendungsschwach“, weil der Nachschub übers weitgehend arbeitsfreie Wochenende stockt.

Für neue Sanktionsmöglichkeiten

Aber vom Abschaffen der Montagszustellung will Appel heute nichts mehr wissen. Vielleicht, weil die Auslastung bei einer weniger strikten Beförderungspflicht gleichmäßiger verteilt werden könnte – und die Post sich so besser gegen Klagen schützen könnte? Wegen der jüngsten Beschwerdewelle hat nämlich jüngst der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, gefordert, in der anstehenden Reform neue Sanktionsmöglichkeiten gegen die Post zu erhalten.

Laut Müller könnten drohende Bußgelder die Post zu einer besseren Leistung antreiben. Post-Manager Appel konterte allerdings sinngemäß, dass sein Unternehmen dadurch nicht mehr und auch keine besseren Mitarbeiter finden werde. Womit er, mit Blick auf die Nachwuchssorgen anderer Firmen, sogar recht haben könnte.

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