Politik Die junge Linke aus der Bronx

Konnte Wähler mobilisieren: Alexandria Ocasio-Cortez.
Konnte Wähler mobilisieren: Alexandria Ocasio-Cortez.

Alexandria Ocasio-Cortez hatte nie daran gedacht, in die Politik zu gehen: „Politik war ein Spiel für Leute mit Macht und Geld.“ Cortez stammt aus einfachen Verhältnissen, ihr Vater war Busfahrer, die Mutter Putzhilfe in der Bronx. Doch als Cortez vor zwei Jahren die Lakota-Indianer bei ihrem Kampf gegen eine Pipeline mitten durch ihr Reservat unterstützte, änderte sie ihre Meinung. Sie merkte, für die meist aus Einwanderern bestehende Arbeiterschicht in den New Yorker Außenbezirken setzt sich niemand ein. So wurde Ocasio-Cortez, die damals kellnerte, um ihren Studienkredit abzuzahlen, zur Fürsprecherin dieser Menschen. Mit Erfolg – der 28-Jährigen gelang in der Vorwahl zum US-Kongress ein sensationeller Überraschungssieg. Ocasio-Cortez stürzte in dem New Yorker Bezirk Queens und der Bronx einen der mächtigsten Politiker der demokratischen Partei. Ihr Gegner Joe Crowley sitzt seit 20 Jahren für die Demokraten im Repräsentantenhaus. Er fühlt sich im Kreise von Wall Street Financiers ebenso wohl wie mit Gewerkschaftsbossen. Er wusste genau, welche Drähte zu ziehen sind, um die Macht zu erhalten. Die Bronx und ihre Bevölkerung kannte Crowley nur von Wahlkampfauftritten – alle zwei Jahre. Ocasio-Cortez hingegen, eine Außenseiterin und Latina, hat nicht nur Kontakt zur Basis, sondern sie ist die Basis. Sie vertritt radikal progressive Positionen wie die Einführung einer gesetzlichen Krankenversicherung und die Abschaffung der Einwanderungspolizei ICE. Seit der Niederlage gegen Donald Trump scheint die demokratische Partei unentschlossen, welche Richtung sie einschlagen soll. Der Sieg von Ocasio-Cortez macht die Dinge etwas klarer. Die Basis der Partei ist der multiethnische, weibliche, progressive Flügel der Demokraten. Ocasio-Cortez konnte die Wähler mobilisieren, die sich von der Partei vernachlässigt fühlen – die nicht-weiße Arbeiterschicht. „Diese Menschen haben sich nicht von der Politik abgewandt, weil sie ungebildet oder uninformiert sind“, sagt Ocasio-Cortez. Sie seien nur nicht wählen gegangen, weil niemand mit ihnen geredet habe. Cortez macht das. Die Gemeindeaktivistin wird nun bei den Kongresswahlen im November gegen den Republikaner Anthony Pappas antreten. Sie hat beste Chancen, ins Repräsentantenhaus einzuziehen: Ihr Wahlbezirk wird traditionell von den Demokraten dominiert.

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