Ukraine-Krieg Ein Manga für die Moral

Der Comic aus Japan erweist sich in der Ukraine als Verkaufsschlager.
Der Comic aus Japan erweist sich in der Ukraine als Verkaufsschlager.

Ein japanischer Hobby-Künstler zeichnet einen Comic über einen angeblichen ukrainischen Kriegshelden. Dass der „Geist von Kiew“ Furore macht, hätte Juko Matsuda nie gedacht.

Am ersten Tag von Russlands Angriff schießt ein ukrainischer Kampfpilot gleich mehrere russische Flugzeuge ab und wird in den sozialen Medien als Kriegsheld gefeiert. Eine Geschichte – zu gut, um wahr zu sein. Ist sie wohl auch nicht. Der „Geist von Kiew“, wie der mit heruntergeklapptem Visier gezeigte Pilot genannt wird, ist ein Mythos. Faktenprüfer haben die im Internet kursierenden Bilder und Berichte als Fake News entlarvt. Die Luftwaffe bestätigte später, den Geist habe es nie gegeben. Moskau und Kiew führen eben auch einen Informationskrieg. Und eine Heldenerzählung eignet sich gut, um die Moral einer geschundenen Nation zu stärken.

Die Saga bietet sich auch an für eine künstlerische Bearbeitung. Im fernen Japan machte sich also Juko Matsuda ans Werk. Er lebt in der Präfektur Saitama nördlich von Tokio, und Manga sind sein Hobby. Für ein eigenes Fan-Magazin machte er einen 16-seitigen Comic über die vermeintlichen Abenteuer des Geister-Piloten. Er habe einfach einen herumfliegenden Kämpfer zeichnen wollen, erzählt er lapidar in einem kurzen Chat.

Teil des Erlöses für die Streitkräfte

Als Matsuda im April sein Werk auf Twitter präsentierte, wurde das auch in der Ukraine wahrgenommen. Der Kinderbuch-Verlag Ranok setzte alle Hebel in Bewegung, um in Kontakt mit dem Zeichner zu kommen. Schließlich half der ukrainische Botschafter in Japan. Während in Charkiw russische Raketen einschlugen, der Strom ständig ausfiel und das Internet selten funktionierte, arbeitete daraufhin Redakteurin Kateryna Novak an der Übersetzung, wie sie auf der Internetseite des Verlags berichtet.

Die Erstauflage mit 25.000 Exemplaren auf Ukrainisch und weiteren 5000 in Englisch verkaufte sich gut. 100.000 Büchlein hofft der Verlag am Ende abzusetzen, eine enorme Anzahl für ein Manga. Ein Teil der Erlöse soll den Streitkräften zugute kommen. Als im Dezember japanische Zeitungen über das Projekt berichteten, sorgte das noch einmal für großes Aufsehen in sozialen Medien. Eine Veröffentlichung des Comics in den USA ist nun sogar angedacht, ein zweiter Manga in Arbeit. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so einen Trubel auslösen würde“, gibt sich Amateur-Zeichner Matsuda bescheiden. Eine gute Geschichte – und sogar wahr.

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