Meinung Flut in Spanien: Vermeidbare Katastrophe

In Paiport blickt ein Junge auf Unmengen Schlamm und zerstörtes Inventar.
In Paiport blickt ein Junge auf Unmengen Schlamm und zerstörtes Inventar.

Durch sintflutartige Regenfälle und Hochwasser sind in der spanischen Region Valencia mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen.

Es ist eine der schlimmsten Flutkatastrophen in Europa im 21. Jahrhundert. Nach den sintflutartigen Regenfällen in der spanischen Mittelmeerregion Valencia Ende Oktober steigt dort die Anzahl der Toten weiter. Bisher wurden weit mehr als 200 Tote geborgen. Zugleich wächst die Wut der Bürger in der Unglücksregion, weil die versprochene Hilfe der Regierung nur schleppend ankommt.

Die Horrorbilder aus der spanischen Urlaubsregion wecken Erinnerungen an das verhängnisvolle Hochwasser, das West- und Mitteleuropa im Sommer 2021 heimsuchte. Damals kamen nach schweren Niederschlägen 220 Menschen um. Allein im Ahrtal starben 135 Menschen.

Vorwürfe gegen Behörden

Wie schon nach der Tragödie im Ahrtal wird nun auch in Valencia den regionalen Behörden vorgeworfen, die Bevölkerung nicht rechtzeitig vor dem drohenden Unheil gewarnt zu haben. Die Regionalregierung Valencias, die höchste Autorität vor Ort, schickte erst zwölf Stunden nach Beginn der Regenflut eine Unwetterwarnung auf alle Handys – mit der Aufforderung, das Haus nicht zu verlassen und erst recht nicht ins Auto zu steigen.

Zu dieser Zeit stand vielen Menschen rund um Valencia das Wasser bereits bis zum Hals. Hunderte wurden von den aus dem bergigen Hinterland herabstürzenden Wasser- und Schlammfluten auf den Straßen der tieferliegenden Ortschaften erwischt.

Versäumnisse beim Katastrophenschutz

Dass es in Valencia verhängnisvolle Versäumnisse beim Katastrophenschutz gab, steht außer Frage. Doch wie meist nach solchen Tragödien, weisen die Entscheidungsträger zunächst einmal jegliche Schuld weit von sich. Auch in diesem Fall wird also vermutlich eine Untersuchungskommissionen oder ein Gericht klären müssen, warum man die Menschen nicht früher eindringlich warnte.

Wobei es zu einfach ist, gleich alle Schuld beim Staat zu suchen. Denn jeder Bürger trägt auch persönliche Verantwortung für seine Sicherheit. Der Wetterdienst hatte sehr wohl schon am Morgen des Katastrophentages roten Alarm für die Provinz Valencia ausgelöst – die höchste von drei Warnstufen. Die Bürger sollten wegen extremer Unwettergefahr besser zu Hause bleiben, empfahlen die Meteorologen. Doch wer hört schon auf den Wetterbericht?

Die Mahnungen der Wissenschaft

Das gleiche gilt für alle Mahnungen von Wissenschaftlern, dass die vom Menschen verursachte Erderwärmung, der Klimawandel, langsam aber sicher zu einer Zunahme extremer Wetterlagen führt. Das macht sich bereits besonders stark im Mittelmeerraum bemerkbar, wo die Wassertemperatur des Meeres – nicht nur rund um Mallorca – dieses Jahr einen Rekordwert erreichte.

Durch die steigenden Wassertemperaturen bilden sich Mittelmeertiefs mit immer heftigeren Niederschlägen. Denn warme Meere führen zu mehr Verdunstung und damit zu mehr Wasser in der Atmosphäre – und damit auch zu mehr und zuweilen sehr explosiven Niederschlägen.

Im Prinzip weiß man das ja alles schon. Und zwar in Spanien genauso wie in ganz Europa. Aber trotzdem fällt es schwer, eine konsequente Klimaschutzpolitik durchzusetzen.

Es ist leider so: Oft lernt die Menschheit erst aus Katastrophen. Das ist traurig. Und das tut sehr weh. Doch wenn erst einmal alle Toten geborgen und beerdigt sind, gibt es Hoffnung, dass auch aus der fürchterlichen Jahrhundert-Tragödie von Valencia ein paar Lehren gezogen werden.

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