Politik Gasexplosion: Ermittlungen gegen Firmen
Die Ursache für das folgenschwere Unglück in Ludwigshafen steht laut Staatsanwaltschaft fest: Bei den Erdarbeiten wurde die Ferngasleitung beschädigt und Gas trat aus. Es besteht der Verdacht, dass Verantwortliche Sorgfaltspflichten verletzt haben.
(mix). Knapp sieben Monate nach der verheerenden Gasexplosion im Ludwigshafener Stadtteil Edigheim hat die Staatsanwaltschaft Frankenthal gestern erste Ermittlungsergebnisse vorgelegt. Demnach sollte im Oktober die unterirdische Ferngasleitung freigelegt werden. An der Baustelle sei mit einem Bagger eine Spundwand ins Erdreich getrieben worden, ohne dass der genaue Verlauf der Pipeline bekannt gewesen sei. Dabei wurden zwei Löcher in die Leitung gerissen, durch die dann Erdgas austrat. „Die Explosion ist darauf zurückzuführen, dass Metall auf Metall traf. Da reicht ein Funke“, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft sind der Betreiber der Ferngasleitung, das Unternehmen Gascade, und die beauftragte Baufirma bei den Arbeiten nicht vorsichtig und sorgfältig genug vorgegangen. „Wäre die Leitung ausreichend erkundet und auf Sicht gegraben worden, wäre das Unglück nicht passiert“, sagte Ströber. Zum Zeitpunkt der Explosion sei noch reichlich Erdreich über der Pipeline gelegen. Die Spundwand hätte verhindern sollen, dass Erdaushub in die Baugrube zurückfällt. Als die Metallwand in die Erde getrieben wurde, sei jedoch die Leitung durchschlagen worden. Das belegen von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene technische Gutachten – unter anderem von Tüv, Landeskriminalamt und von freien Sachverständigen. Die Staatsanwaltschaft hat nun Ermittlungen gegen vier Mitarbeiter der beteiligten Firmen eingeleitet. Es bestehe der Verdacht, dass bei den Arbeiten an der Pipeline die Sorgfaltspflichten verletzt wurden. Im Visier der Ermittler sind zwei Gascade-Mitarbeiter, die mit der Bauaufsicht beauftragt waren. Außerdem wird gegen den Polier und den Bauleiter der beauftragten Baufirma ermittelt. Die Beschuldigten hätten bisher keine Angaben gemacht. Gascade wollte sich gestern nicht zu den Vorwürfen äußern. Bei der Explosion am 23. Oktober sind zwei Bauarbeiter ums Leben gekommen – darunter der Baggerführer. 22 Menschen wurden verletzt. Durch die Hitze einer über 100 Meter hohen Flammensäule wurden viele Gebäude und Autos beschädigt. Es entstand ein Millionenschaden. Rund 50 Anwohner verloren vorübergehend ihr Zuhause. Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) fordert Konsequenzen aus dem Unglück. Die Sicherheitsvorschriften für Arbeiten an Ferngasleitungen in Wohngebieten müssten dahingehend geändert werden, dass vor Beginn die Leitung abgestellt werde.