Kriminalität Gesuchter RAF-Terrorist: Fehlalarm statt Fahndungserfolg

Seit 2015 fahndet das LKA Niedersachsen nach Ernst-Volker Staub (links) und Burkhard Garweg. Ihre Komplizin Daniela Klette sitzt
Seit 2015 fahndet das LKA Niedersachsen nach Ernst-Volker Staub (links) und Burkhard Garweg. Ihre Komplizin Daniela Klette sitzt seit dem Frühjahr in Untersuchungshaft.

Nach einem Hinweis wurde ein Mann am Bahnhof Berlin-Spandau vorläufig festgenommen. Doch er ist nicht der seit Jahren untergetauchte ehemalige Linksterrorist Burkhard Garweg.

„Hätte, wäre, wenn“ ist nicht nur ein Lied des Schlagersängers Thomas Anders. Mit dem sogenannten Konjunktiv II verlassen wir auch die reale und treten ein in eine irreale Welt, in das Reich der Fantasien, Träume und Wünsche. Mit ihm werden gedachte, angenommene oder mögliche Sachverhalte gebildet.

Ein Beispiel dafür ist der Wunsch des Landeskriminalamtes Niedersachsen, nach der Verhaftung der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg im Februar auch einen ihrer beiden angeblichen Komplizen zu fassen.

Ohne Frage wäre es ein großer Erfolg der Ermittler gewesen, wenn es sich bei dem am Dienstagabend am Bahnhof Berlin-Spandau in Gewahrsam genommenen Mann um Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg gehandelt hätte. Der vorläufig Festgenommene hatte aber nichts mit der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) zu schaffen. „Die Überprüfungen haben ergeben, dass es sich um keinen Gesuchten handelt“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden.

In den vergangenen Monaten wurden mehrfach Personen überprüft, die Staub (69) oder Garweg (55) ähnlich sehen sollen. Zuletzt hatte es Mitte Juli einen größeren Polizeieinsatz in Berlin gegeben, weil Zeugen Staub auf einem Passagierschiff auf der Spree erkannt haben wollten. Auch dies stellte sich nach Überprüfung der Personalien als Fehlalarm heraus.

Das ist für die jeweils Betroffenen sicherlich äußerst unangenehm, lässt sich möglicherweise aber nicht vermeiden: Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden ermittelt seit 2015 federführend wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubs in mehreren Fällen gegen Staub, Garweg und Klette (65). Diese sollen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Der Verdacht auf versuchten Mord wird geprüft, weil dabei auch geschossen wurde.

Die drei sollen zur ehemaligen Kommandoebene der RAF gehört haben und an Anschlägen beteiligt gewesen sein. Die RAF war von Anfang der 70er bis Anfang der 90er Jahre aktiv. Der Gruppierung werden mehr als 30 Morde zugeschrieben. 1998 erklärte sich die RAF nach Jahren der Inaktivität für aufgelöst. Klette, Garweg und Staub tauchten daraufhin unter.

x