Eine Million Einwohner Glück gehabt: Die Saarländer sterben doch nicht aus

Die Saarschleife fällt fürs Erste nicht an Rheinland-Pfalz, denn die Saarländer vermehren sich wieder.
Die Saarschleife fällt fürs Erste nicht an Rheinland-Pfalz, denn die Saarländer vermehren sich wieder.

Warum der Welt der Verlust einer weiteren Hochkultur erspart bleibt und wieso die Rehlinger-Regierung die nie ausgezahlte Umzugsprämie für Pfälzer wieder abschafft.

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Wiewohl, gut, das ist zu kurz gegriffen. Die Nachricht ist vielmehr erlösend, herrlich, grandios, nicht zu übertreffen. Sie lautet: Es gibt wieder mehr als eine Million Saarländer!

Die Zahl ist ganz frisch, vom Statistischen Bundesamt ermittelt. Damit zeigt der Trend wieder in die richtige Richtung, nämlich nach oben. Seit 1966 war das genau andersherum: Die Zahl der Saarländer sank von damals 1,132 Millionen auf zuletzt 980.000. Wäre das so weitergegangen, ganz klar: Das Volk in der südwestlichsten Ecke Deutschlands wäre einfach ausgestorben. So um das Jahr 2119 hätte sich der letzte saarländische Adam mit seiner Eva in der zu einem Laubhüttendorf heruntergekommenen Landeshauptstadt Saarbrücken auf ein Floß gesetzt und wäre auf der Saar in Richtung Trier gepaddelt, um wieder Anschluss an die menschliche Zivilisation zu finden.

Bibbelschesbohnesupp und Rostige Ritter

Dieses Schicksal, vom Erdboden zu verschwinden, bleibt den Saarländern nun erspart. Der Untergang der alten Hochkulturen der Ägypter, der Azteken und Inka zeigt, welch enormer Verlust mit einem derartigen historischen Einschnitt einhergeht: Lebensart, Kulinarik, Sprache – alles weg. Unvorstellbar!

Der Genuss von Bruch-Bier, Urpils oder Saar-Riesling mit Rilchinger Sprudel beim Schwenken von Schwenkbraten auf einem Dreibein-Schwenker über echtem Feuer: nur noch eine Erinnerung. Feinkost à la Saar wie Dibbelabbes, Schales, ein Ringel Lyoner, Bibbelschesbohnesupp und Rostige Ritter: für immer perdu. Und für Pfälzer das Schlimmste: nie wieder Saarländer-Witze! Wen nur hätten wir künftig auf den Arm nehmen sollen?

Rehlinger kann sich aufs rote Schässlong legen

Doch das Unheil ist abgewendet, die Saarländer vermehren sich wieder. Als Anke Rehlinger im April 2022 ihre Regierungserklärung als frischgewählte Ministerpräsidentin vortrug, da gab sie als zentrales Ziel ihrer Regierungszeit aus: „Wir wollen wieder über eine Million Saarländerinnen und Saarländer werden!“ Es klang so unwirklich, als hätte Rosa Luxemburg 1914 erklärt, sie wolle mit einer Rakete zum Mond fliegen.

Doch Rehlinger hat’s tatsächlich geschafft: Schon zwei Jahre nach Amtsantritt hat sie das Ziel schon erreicht. Eigentlich kann sie sich jetzt ein rotes Schässlong (hochdeutsch: Chaiselongue) in die Staatskanzlei stellen lassen und von da aus regieren. Denn was will man als saarländische Ministerpräsidentin im Leben noch mehr erreichen?

„Ich hann gedenkt“

Noch vor zwei Jahren hatte Rehlinger in ihrer Not eine Lockprämie ausgelobt, für Pfälzer, die bereit waren, dauerhaft ins Saarland zu ziehen. Kaum ist die Million gerissen, beerdigt Rehlinger die Prämie.

Statt eine Umzugsprämie sollen Zuzügler nun kostenlose Sprachkurse erhalten. Ausgerechnet! Sollen Menschen, die bisher geradeaus sprechen konnten, nun Sätze lernen wie: „Es Lea hat gesaat“, weil Frauen im Saarland ja „es“ und nicht „sie“ sind. Oder: „Ich hann gedenkt“, womit der Redner unterschwellig andeutet, dass es ihm misslungen ist, den Denkprozess zu einem guten Ende zu führen. Oder: „Sinn die Wegg weg? – Jo, die sinn all all!“, womit im Saarland einem Fragesteller bedeutet wird, dass die Frühstücksbrötchen ausverkauft sind.

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