Bahnverkehr Höhere Schienen-Maut bedroht den Rheinland-Pfalz-Takt
Mit einer zusätzlichen milliardenschweren Eigenkapitalspritze will der Bund die Deutsche Bahn (DB) stärken – das aber könnte fatale Nebenwirkungen haben. Mehr Eigenkapital führt wegen der aktuell gültigen Regeln zu einer höheren Schienen-Maut. Diese sogenannten Trassenpreise sollen 2026 erneut deutlich steigen.
Die Bundesregierung hatte einen neuen Kompromiss auf einen Haushaltsentwurf 2025 verkündet, um Milliardenlücken im Etat zu schließen. Erreicht wird das vor allem durch Umschichtungen bei der bundeseigenen DB. Sie soll zusätzliches Eigenkapital im Umfang von 4,5 Milliarden Euro bekommen. Das wird nicht auf die Schuldenbremse angerechnet – anders als die Baukostenzuschüsse, die eigentlich vorgesehen waren.
Regionalverkehr besonders massiv betroffen
Für 2026 plant die DB-Infrastruktursparte InfraGo deshalb eine weitere drastische Erhöhung der Trassenpreise. Das würde dieses Mal besonders den Regionalverkehr treffen, für den die InfraGo eine Erhöhung um 23,5 Prozent bei der Bundesnetzagentur beantragt. Das geht aus der Trassenpreisinformation hervor, die InfraGo am Montagabend veröffentlichte. Die geplante Eigenkapitalerhöhung führe zu zusätzlichen Kosten, so InfraGo. „Diese ergeben sich aus Abschreibung und Kapitalkosten und verursachen den Großteil der Gesamtkostensteigerung.“ Im Schnitt sollen die Trassenpreise ab 2026 demnach um 19,1 Prozent steigen. Auf den Fernverkehr käme eine Steigerung von 10,1 Prozent zu, auf den Güterverkehr eine Erhöhung um 14,8 Prozent.
Die Bahnbranche fürchtet bei solch drastischen Steigerungen weitreichende Auswirkungen auf das Angebot auf der Schiene: „Es droht weniger Bahnverkehr für mehr Geld zu geben“, teilte etwa die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Bahnindustrie, Sarah Stark, mit.
Krischer: Es drohen noch mehr Staus
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sagte als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz, sollten der Bund und die InfraGo tatsächlich auf die Idee kommen, die Trassenpreise für den Nahverkehr um über 20 Prozent zu erhöhen, werde das Folgen haben. „Wesentliche Teile des Nahverkehrs werden einfach nicht mehr stattfinden. Die Konsequenzen sind noch mehr Autoverkehr, noch mehr Staus und eine noch schlechtere Klimabilanz des Verkehrssektors.“ Massive Einschnitte würden auch beim Rheinland-Pfalz-Takt drohen.
Die InfraGo verweist darauf, dass derzeit Gespräche mit dem Bund über einen Kompensationsmechanismus liefen, um die Belastungen durch die Trassenpreiserhöhung auszugleichen. Der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel sagte, im Eisenbahnregulierungsgesetz müssten die Trassenpreise grundlegend neu geregelt werden, um niedrigere Nutzungsentgelte und damit wirtschaftlichere Bahnverkehre zu ermöglichen.