US-Wahl Harris gegen Trump: Noch steht kein Sieger fest
Bisher verläuft das Rennen zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris (Demokraten) und Ex-Präsident Donald Trump (Republikaner), wie es die Umfragen im Vorfeld erwarten ließen. Trump hat Hochburgen seiner Partei wie Texas sicher. Umgekehrt hat Harris die Demokraten-Hochburg Kalifornien auf der Haben-Seite. Aber die letzten Wahllokale sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlossen und in den umkämpften Staaten Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Nevada, Arizona, Georgia und North Carolina ist das Rennen zu eng, um das Ergebnis hochzurechnen.
Schaut man auf die Landkarte mit den Ergebnissen, scheint diese uneinholbare Vorteile für Trump auszuweisen. Um 5 Uhr deutscher Zeit, 23 Uhr US-Ostküstenzeit, hat der Republikaner 211 Stimmen im Electoral College sicher. 270 benötigt ein Kandidat in diesem Delegiertengremium, das am Ende, im Dezember, die formale Abstimmung über den neuen Staatschef vornehmen wird. Harris hat zu diesem Zeitpunkt „nur“ 145 Wahldelegierte auf der Haben-Seite.
Aber schon 2020 gab es einen ähnlichen Verlauf. Hintergrund ist, dass die Demokraten-Partei die meisten ihrer Wähler in bevölkerungsreichen Stimmbezirken, also in den städtischen Zentren des Landes hat. Dort dauert es einfach länger, bis ausgezählt ist. Dass der Effekt von 2020 sich wiederholt, dass die Demokraten in den nächsten Stunden und Tagen noch enorme Zuwächse verzeichnen, kann, muss aber nicht sein. Die in der Regel erst am Schluss auszuzählenden Briefwahlstimmen dürften dieses Mal nicht so einseitig zugunsten der Demokraten ausfallen: Diesmal haben erklärtermaßen auch viele Republikaner vom frühen Wählen Gebrauch gemacht, das 2020 wegen der Pandemie ein historisches Hoch hatte. Trump erkannte das Ergebnis damals nicht an, sprach von Betrug. Diese Meinung vertritt er bis heute.
Am Wahltag kursierten Zahlen der Wahlbehörden, wonach eine Rekordzahl von Menschen früh abgestimmt habe, und zwar gut 80 Millionen Menschen. Das wäre fast die Hälfte der Gesamtwählerschaft von 2020, als am Ende 161 Millionen Stimmen zusammenkamen. Das entsprach einer Wahlbeteiligung von 66,7 Prozent – der höchste Wert seit 1900. Diesmal könnte die Beteiligung noch höher liegen, erwarten US-Experten.
2020 machten insgesamt nur 44.000 Stimmen in drei Staaten den Unterschied für Joe Biden. 2016 waren es 80.000 Stimmen in sechs knappen Staaten, die Trump den Sieg brachten.
Was jetzt schon deutlich ist: Die USA bleiben das gespaltene Land, das sie seit vielen Wahlen sind. Die Demokraten sind die Mehrheitspartei vor allem an der Nordostküste und der Westküste. Der Süden, inklusive des großen Staats Florida, wählt hingegen mehrheitlich stramm konservativ. Es kommt am Ende auf einige wenige Staaten an, wo es auch boomende Städte gibt: Georgia, zum Beispiel, mit Atlanta als Zentrum. Aber auch der Mittlere Westen ist am Ende entscheidend fürs Rennen ums Weiße Haus – wie schon 2016, als Trump siegte, und 2020, als Biden gewann, weil er zum Beispiel in Pennsylvania die Nase vorne hatte. Bis dieses Ergebnis feststand, dauerte es vier Tage.
Update 5.45 Uhr deutscher Zeit: Trump scheint in North Carolina gewonnen zu haben, was ihm den ersten der sieben besonders knappen Staaten einbrächte. Zudem meldet CNN, dass Trump in Schlüsselstaaten wie Wisconsin und Michigan deutlich besser abschneidet als 2020, als er dort verlor.
Harris hat noch genug Chancen, um auf mindestens 270 Stimmen im Electoral College zu kommen, aber Trump hat einen klaren psychologischen Vorteil, als in den USA die Schließung der letzten Wahllokale in Alaska kurz bevor steht.
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