Endlager Könnte der Atommüll im Pfälzerwald verwahrt werden?

Noch lagert der hochradioaktive Atommüll in Zwischenlagern, etwa in Philippsburg.
Noch lagert der hochradioaktive Atommüll in Zwischenlagern, etwa in Philippsburg.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat am Montag ihren aktuellen Arbeitsstand zur Suche nach einem bundesweiten Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Internet zugänglich gemacht. Weiter mit in der Auswahl ist ein Gebiet, das sich zwischen Edenkoben und Grünstadt im Pfälzerwald erstreckt.

Bisher hatte die BGE deutschlandweit 90 sogenannte Teilgebiete festgelegt, in denen ein Endlager grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Gebiete entsprechen rund 54 Prozent der Fläche der Bundesrepublik. Mehr als vier Jahre nach ihrem ersten Zwischenbericht hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung nun die potenziell geeigneten Flächen in Deutschland weiter eingegrenzt. Demnach kämen noch 44 Prozent der Landesfläche infrage.

Der neue Stand beschreibt aber noch immer keine verbindlichen Ergebnisse. Der nächste große Meilenstein auf diesem Weg ist der Standortregionen-Vorschlag der BGE, der Ende 2027 kommen soll. Dabei wird die BGE etwa fünf bis zehn Regionen in Deutschland vorschlagen, die „im Vergleich zu allen anderen Regionen in dem wissenschaftsbasierten Verfahren nach strengen Kriterien am besten abgeschnitten haben“ und denen die Experten die (vergleichsweise) besten Bedingungen für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle zuschreiben.

In Rheinland-Pfalz noch ein Gebiet dabei

An diesen Standorten soll dann durch Erkundungen über Tage weiter geprüft werden, welcher Standort die beste Sicherheit bietet. Die endgültige Entscheidung über die weiter eingeschränkte Anzahl zu erkundender Standortregionen trifft dann der Bundestag.

Auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz ist derzeit nur noch eine Fläche unter den zu untersuchenden Gebieten. Dabei handelt es sich um Regionen bei Neustadt, Bad Dürkheim und Grünstadt sowie in der Nähe von Guntersblum (bei Alzey). Diese Regionen, die zur sogenannten Mitteldeutschen Kristallzone zählen, werden weiter untersucht.

Bis zum Spreewald

Zum Gebiet der Mitteldeutschen Kristallzone gehören nach der Einteilung der Bundesgesellschaft für Endlagerung auch Teile von Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Das Kristallingebiet erstreckt sich demnach mit mehreren Unterbrechungen vom Pfälzerwald über den Odenwald, den Spessart und die Rhön bis an den Spreewald.

Laut Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung ist kristallines Gestein im Untergrund der Bundesrepublik Deutschland häufig zu finden; es besteht aus einer Vielzahl von Mineralen. Andere Bezeichnungen dafür sind metamorphes oder magmatisches Gestein. Magmatische Gesteine entstehen durch das Erkalten und Auskristallisieren von Magma, das einst aus dem Erdinneren kam. Die bekannteste Gesteinsart dabei ist Granit. Metamorphe Gesteineentstehen „aus älteren Gesteinen durch Umwandlung unter hohem Druck beziehungsweise hoher Temperatur“. Dazu gehört Gneis.

Atommüll erreicht hohe Temperaturen

Vorteile des kristallinen Gesteins sind unter anderem Festigkeit und Hitzebeständigkeit (der Atommüll strahlt starke Wärme aus). Es können aber Spalten vorhanden sein. Andere Möglichkeiten der Endlagerung sind Tongestein (im besten Fall ist es wasserdicht, aber durch die Hitze des Atommülls rissgefährdet) oder Salzgestein (verträgt Hitze relativ gut, umschließt den Müll, ist aber gefährdet durch Wassereinbrüche).

Beim gesuchten Endlager geht es um das sichere Verwahren von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Atommülls. Dieser Abfall macht nur etwa fünf Prozent der Gesamtmenge der in Deutschland anfallenden radioaktiven Abfälle aus, enthält aber 99 Prozent der Radioaktivität.

20 Jahre später als geplant

Bei der laufenden Endlagersuche geht es darum, einen Ort in der Tiefe zu finden, in dem der hochradioaktive Müll aus mehr als 60 Jahren Atomkraft sowie andere Abfälle, etwa aus Kliniken, sicher gelagert werden können. Für eine Million Jahre. Aufbewahrt wird dieser Müll aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern, darunter ist Philippsburg.

Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein entsprechendes Endlager gefunden sein wird. Das wäre etwa 20 Jahre später als ursprünglich geplant. Ab wann das Endlager dann wirklich genutzt werden kann, ist noch offen.

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