Meinung Katar, die EM und pikante Geschäfte: Wie verhandelbar sind ethische Ziele?

„Die grünste EM aller Zeiten“ – und dann eine Fluggesellschaft als Partner?
»Die grünste EM aller Zeiten« – und dann eine Fluggesellschaft als Partner?

Dreckige Städte, betrunkene und gewalttätige Fußball-Fans, vom Regen geflutete Stadien, überfüllte U-Bahn-Stationen, schlechte Organisation. Kurzum: die schlechteste EM aller Zeiten. So präsentieren katarische Medien die EM in Deutschland.

Sportjournalist Muhammad Al-Kaabi aus Katar etwa zeigte in einem Kommentar auf der Plattform X offen seine Schadenfreude und teilte ein Video vom Dortmunder Starkregen: „Hallo Deutsche (manche): Erinnert ihr euch an die Weltmeisterschaft in Katar?“, schrieb er und setzte einen lachenden Smiley dazu. Ein in den arabischen Ländern beliebter ehemaliger Fußballer, Mohamed Abo Treka, ging noch weiter. „Die Deutschen haben den Mund zugemacht, wir machen die Augen zu“, sagte der ägyptische Ex-Nationalspieler nach einem EM-Spiel im katarischen TV-Sender „Bein Sport“.

Für Empörung gesorgt

Arabische Journalisten, die in oder für Katar arbeiten, scheinen auf die „Rache“ gewartet zu haben: Vor der WM im Winter 2022 hatte es große Zweifel vor allem in westlichen Ländern gegeben, ob der Wüstenstaat für das große Turnier geeignet ist. Die Kritik an der Menschenrechtslage in Katar begleitete die WM. Für Diskussionen sorgte vor allem der Umgang mit Arbeitsmigranten, die auch zur Errichtung der WM-Stadien ins Land gekommen waren. Im arabischen Raum sorgte diese Verurteilung für Empörung.

Das kleine Land auf der arabischen Halbinsel dominiert die Medienlandschaft im arabischsprachigen Raum. Jeder zweite Fernsehsender wird teilweise oder komplett von Katars Regierung finanziert. Der katarische Sender „Bein Sport“, früher „Al-Jazeera Sport“, besitzt exklusiv die Übertragungsrechte aller EM-Spiele. Jeder Araber, der EM schaut, muss an Katar zahlen. Das Land wirbt für sich: „Visit Qatar“ heißt es auch bei ARD und ZDF – vor dem Spiel, nach dem Spiel und in der Pause. Während der ersten EM-Woche gibt „Qatar Airways“ bekannt, das Sponsoring der Uefa auszuweiten. Die Fluglinie ist nicht mehr nur Sponsor des EM-Turniers, sondern jetzt auch offizieller Airline-Partner aller Uefa-Wettbewerbe für Herren-Nationalmannschaften.

Menschenrechte und Nachhaltigkeit verhandelbar?

Sind Menschenrechte und Nachhaltigkeit also verhandelbar, wenn der Preis stimmt? Es scheint zumindest so. DFB, Uefa und Bundesregierung haben die Heim-EM als „Die grünste EM aller Zeiten“ oder als ein „Heimspiel für Menschenrechte“ beworben. Beim Blick auf die Sponsorendeals kommen Zweifel auf.

imago1042990800

Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland

Gibt es ein Sommermärchen 2024? Kommt Deutschland weiter? Und welche Spieler stecken alle anderen in die Tasche? Alle Infos zur Meisterschaft, Neuigkeiten von der Nationalmannschaft und jede Menge Berichte rund um die Spiele vor Ort lesen Sie hier.
Foto: Imago Images/Beautiful Sports

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x