Politik Kommentar: Die Vorarbeiterin

Andrea Nahles ist eine Institution in der SPD. Ihr ist zuzutrauen, die Partei zusammenzuführen. Der Rücktritt von Martin Schulz war überfällig.

Martin Schulz war als Parteivorsitzender eine Fehlbesetzung. Das hatte niemand erwartet, auch nicht jene, die es hinterher schon vorher gewusst haben wollen. In der Rückschau wirkt sein Wirken wie der faule Zauber eines Regenmachers, der seinem darbenden Publikum den ersehnten Wolkenbruch verspricht und dafür eine merkwürdige Apparatur vorführt. Schulz’ magische Maschine war seine Leidenschaft für Europa und die Tatsache, dass er nicht Sigmar Gabriel ist, mit dem die Sozialdemokraten einen Einbruch bei der Bundestagswahl befürchteten. Anfänglich fast verehrt wie ein Heiliger, entzauberte sich Schulz schnell selbst. Falsche Berater, falsche Themen, falsche Versprechungen, falsche Taktik – Schulz hat wenig richtig gemacht, das aber sehr fleißig und ausdauernd. Seine Entscheidung, die Parteiführung an Andrea Nahles abzugeben, ist richtig und kommt gerade noch rechtzeitig. Andrea Nahles wirkt kraftvoll. Sie ist gut vernetzt in der Partei, hat schon viele Sträuße mit den Genossen ausgefochten und genießt dennoch großen Respekt. Wichtiger noch aber ist der Umstand, dass die Arbeits- und Sozialexpertin genau jene Themen verkörpert, aus denen die DNA der Sozialdemokratie gemacht ist. In ihrer Außenwirkung ist sie, wie Schulz es formuliert, Hammer und Amboss zugleich: Sie teilt aus, kann aber auch Schläge abfangen. Nahles weiß genau, was ihr nun blüht. Sie muss die zerfaserte Partei einen. Die Nerven dafür hat sie, das Geschick ist ihr zu wünschen.

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