Politik Kommentar: Ruhe in der Union

Vorderhand kann sich Angela Merkel bestätigt sehen: Niemand in der CDU stellt die Parteichefin in Frage. Doch das Nachfolgeproblem ist da.

Anders als die in Personalquerelen taumelnde SPD ist die Union nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen von ernstlichen Zerwürfnissen bisher verschont geblieben. Zwar gibt es in der CDU Kritik an der Verteilung der Kabinettsposten, auch an dieser oder jener inhaltlichen Festlegung im schwarz-roten Koalitionsvertrag. Und wenn mittlerweile vernehmlich eine Verjüngung der CDU-Führung gefordert wird, ist das durchaus ernstzunehmen. Aber Kritik kommt doch vor allem aus zwei Lagern: zum einen von denen in der CDU, die gerne noch etwas werden wollen (und dies möglichst bald), und zum anderen von jenen, die nach Konflikten mit Parteichefin Angela Merkel eben nichts mehr werden konnten. Zu letzteren zählen Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder auch Roland Koch. Alle haben sich seinerzeit in die Wirtschaft zurückgezogen. Damit sprechen sie für den Flügel in der Union, der die Regierung mit der SPD ohnehin mit Argwohn sieht. Die vorderen Reihen der CDU aber stehen fürs Erste geschlossen hinter ihrer Kanzlerin, deshalb kann sich Merkel hektische Manöver derzeit sparen. Dass die CDU in den nächsten vier Jahren die Nachfolgefrage wird lösen müssen, ist aber nicht zu bestreiten. Die Parteichefin kann das Problem auch nicht vom Tisch wischen, indem sie abermals wiederholt, sie werde die ganzen vier Jahre regieren und den Parteivorsitz nicht aus der Hand geben. Die Weichen für die Nachfolge werden entweder jetzt von ihr selbst gestellt. Oder andere werden dies statt Merkel tun. Vielleicht mit mehr Erfolg, als Merz und Koch damals hatten.

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