Politik Kommentar: Schade eigentlich!

Das war’s wohl für den Politiker Sigmar Gabriel. Er hat vieles

richtig gemacht. Gescheitert ist er trotzdem – an sich selbst.

Es ist ein bisschen sonderbar, einem 58-Jährigen Talent zu bescheinigen. Im Umkehrschluss heißt das: Der nicht mehr ganz junge Mann ist schludrig mit seiner Begabung umgegangen. Für Sigmar Gabriel trifft das zweifellos zu. Denn dem Niedersachsen war politische Begabung in die Wiege gelegt gewesen. Er hätte Kanzler gekonnt, wenn, ja, wenn … Gabriel hat die SPD-Führung 2009 übernommen. Damals schlingerte die Partei in schwerem Wasser. Vorausgegangen waren erdrutschartige Wahlverluste. Davor ist das sozialdemokratische Spitzenpersonal in rascher Folge ausgewechselt worden. Das einzig Beständige an der SPD war die Unbeständigkeit. Dann Gabriel. Gut sieben Jahre lang stand er vorn dran. Seit Willy Brandt hat das keiner länger geschafft (oder soll man sagen ausgehalten?). Das muss man erst mal können. Als Außenminister hat er viele überrascht – positiv. Dennoch ist der Politiker Gabriel gescheitert. Und zwar am Menschen Gabriel. Sprunghaft war er und voller Ungeduld. Alleingänge waren nicht selten. Er war kaum fähig, stetig im Team einem Kurs zu folgen. Zahlreich sind die Berichte, wonach er anderen seine Launen zugemutet hat, gelegentliche Unbeherrschtheiten inklusive. Mit seiner zuweilen raubeinigen Art, Dinge auszusprechen, ist er vielen auf die Füße getreten – zu vielen. Freunde im SPD-Establishment hatte er zuletzt offenbar nicht mehr viele. Das war’s wohl für den Politiker Gabriel. Es ist das Ende einer unvollendeten Karriere. Schade eigentlich!

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