Großbritannien Liz Truss: Da haben wir den Salat

Liz Truss regierte 2022 nur 49 Tage.
Liz Truss regierte 2022 nur 49 Tage.

Die britische Ex-Premierministerin Liz Truss beweist 2024 so viel Humor wie 2022 Talent zum Regieren.

Rund 192 Jahre lang hielt Arthur Wellesley, Duke of Wellington (1769-1852), einen Rekord, der weniger bekannt ist als sein Sieg über Napoleon in der berühmten Schlacht von Waterloo (1815). Bei den Parlamentswahlen von 1832 erreichten die britischen Tories unter seiner Führung 29,2 Prozent. Weniger hat danach niemand mehr geschafft, bis Rishi Sunak bei den jüngsten Unterhauswahlen am 4. Juli 2024 Wellingtons Langzeitrekord mit 23,7 Prozent brach.

Dabei konnte einem Sunak, der anders als US-Präsident Donald Trump 2020 seine Niederlage sofort akzeptierte, fast etwas Leid tun, denn er hatte eigentlich wieder ein Mindestmaß an Seriosität ins Regierungshandeln gebracht.

Truss als Tiefpunkt der Tories

Für den Tiefpunkt der Tories steht nicht er, sondern seine Vorgängerin Liz Truss. Sie stellte einen Rekord auf, der gute Chancen hat, mindestens ebenso lang zu bestehen wie der von Wellington. Nachdem ihre Steuersenkungspläne das Vereinigte Königreich an den Rand einer Finanzkrise gebracht hatten, dauerte ihre Zeit als Premierministerin im September und Oktober 2022 schließlich nur 49 Tage. Die Zeitung „Daily Star“ platzierte während der Krise als Scherz einen Salatkopf neben einem Foto von Truss und stellte die Szene per Livestream ins Internet. Es ging darum, was sich länger hält, der Salat oder Truss als Premierministerin. Der Salat gewann.

Das sind die Hintergründe eines Vorfalls im ostenglischen Beccles. Während Liz Truss dort in einem Theater ihr neues Buch vorstellte, wurde hinter ihr ein Banner heruntergelassen, auf dem ein Salatkopf mit aufgeklebten Augen zu sehen war. Darunter stand: „I crashed the economy“ – „Ich habe die Wirtschaft an die Wand gefahren.“

Ein Streich von Led by Donkeys

Dahinter steckte eine bekannte Gruppe von Demokratie-Aktivisten namens Led by Donkeys, die sich mit ähnlichen Aktionen bereits einen Namen gemacht hat und anfangs vor allem die Protagonisten des Brexit aufs Korn nahm.

Auf X veröffentlichte die Gruppe ein Video, auf dem zu hören ist, wie Truss zunächst ihre Unterstützung für den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zum Ausdruck brachte. Trump werde die Präsidentschaftswahl wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage in den USA gewinnen, sagte sie und zitierte den berühmten Spruch aus der erfolgreichen Präsidentschaftswahlkampfkampagne Bill Clintons von 1992 „It’s the economy, stupid“ (etwa: „Was zählt, ist die Wirtschaft, Dummkopf“). Ausgerechnet in diesem Moment fuhr das Banner herunter. Als Truss darauf aufmerksam gemacht wurde, reagierte sie ungehalten. Nachdem der Gastgeber beteuert hatte, er wisse nicht, woher das Banner komme, sagte sie: „That’s not funny“ (das ist nicht lustig), bevor sie fluchtartig die Bühne verließ.

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