Meinung Merz steht unter Druck

CDU-Chef Friedrich Merz ist die Kanzlerkandidatur wohl kaum noch zu nehmen. Ob er der optimale Kandidat ist, ist aber weiterhin
CDU-Chef Friedrich Merz ist die Kanzlerkandidatur wohl kaum noch zu nehmen. Ob er der optimale Kandidat ist, ist aber weiterhin zweifelhaft.

CDU-Chef Friedrich Merz wird seine Kanzlerkandidatur nun wohl rasch verkünden, um neue Debatten um seine Person möglichst zu vermeiden.

Friedrich Merz, so hört man aus der CDU, werde sehr rasch nach der Wahl in Brandenburg am kommenden Sonntag seine Kanzlerkandidatur offiziell bekannt geben. Das wäre ein kluger Schachzug.

Die Wahl in dem Bundesland, in dem sich die Christdemokraten immer ziemlich schwer getan haben, dürfte der CDU kein besonders rosiges Ergebnis bescheren. Da könnte mancher Stratege in der Partei auf die Idee kommen, die Bilanz der drei Ostwahlen aufzumachen – und die fällt für den Parteivorsitzenden jedenfalls nicht rundherum positiv aus. Er hat die Partei mit seinem brachialen antigrünen Kurs in Sachsen und Thüringen in eine äußerst komplizierte Verhandlungsposition manövriert und wird in dem brandenburgischen Ergebnis wohl kaum Trost finden können. Nimmt man das wenig überzeugende Resultat der Europawahl hinzu, ist es leicht vorstellbar, dass mancherorts in der Partei neue Debatten um die Kanzlerkandidatur aufbrechen könnten.

Dem muss Merz zuvorkommen, indem er schnell Fakten schafft. Das kann er, denn seine Machtposition in der CDU ist durchaus so stark, dass der Grundsatz immer noch stimmt: Wenn er will, wird er Kanzlerkandidat. Das muss CSU-Chef Markus Söder verstehen, dessen erratisches Einnehmen und Aufgeben von Positionen in der CDU absolut nicht mehr vermittelbar sind. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ist wohl nicht in der Lage, einen offenen Machtkampf gegen Merz zu eröffnen. Wenn Merz seine Kandidatur nun rasch verkündet, wird das in der Partei Klarheit schaffen. Er ist, wie die Dinge in der Union liegen, der einzig mögliche Kandidat. Die Zweifel daran, ob er tatsächlich der beste Kandidat ist, sind damit allerdings nicht ausgeräumt.

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