Fragen und Antworten Nord Stream: Ist Sabotage so einfach?

Aus den Nord-Stream-Lecks trat Gas aus.
Aus den Nord-Stream-Lecks trat Gas aus.

Laut Medienberichten stehen sechs Leute im Verdacht, den Anschlag auf die Erdgaspipelines in der Ostsee verübt zu haben. Ist das plausibel?

Nach den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines im September hieß es, hinter einer so aufwendigen Operation müsse ein staatlicher Akteur stecken. Laut Medienberichten haben die Ermittler sechs Leute auf einer Jacht im Visier, die die Sprengsätze angebracht hätten. ARD und „Zeit“ berichteten am Dienstag, dass mit der gemieteten Jacht der Kapitän, zwei Taucher, zwei Tauchassistenten und eine Ärztin gefahren seien, deren Nationalitäten unklar seien. Die Taucher hätten die Sprengsätze platziert. Von der Bundesanwaltschaft hieß es am Mittwoch nur, dass auf einem durchsuchten Boot Sprengstoffreste gefunden wurden.

Hätten Taucher die Aktion durchführen können?
Vom Verband Deutscher Sporttaucher heißt es auf Anfrage, dass Taucher mit normaler Pressluft bis in etwa 40 Meter Tiefe kämen. Für Tauchgänge in größerer Tiefe bedürfe es spezielles Gerät, wie es das Militär benutze. Die Pipelines sollen an den Sabotagestellen in der Ostsee in etwa 60 Metern Tiefe verlaufen.

Der Extremtaucher Achim Schlöffel sagte indes der „Welt“: „Diesen Tauchgang hätten technische Taucher mit entsprechender Ausbildung problemlos bewältigen können.“ Das dafür notwendige Gerät sei auch auf dem zivilen Markt erhältlich.

Waren die Erdgaspipelines denn nicht vor Sabotage geschützt?
Die Gas-Fernleitungen verlaufen über 1224 Kilometer (Nord Stream 1) beziehungsweise 1230 Kilometer (Nord Stream 2) durch die Ostsee. Eine besondere Überwachung gab es nicht. Nach den Nord-Stream-Explosionen haben Nato und EU angekündigt, kritische Infrastruktur wie die Gaspipelines aus Norwegen besser schützen zu wollen. Schwierig bleibt diese Aufgabe gleichwohl.

Könnte also eine kleine Gruppe hinter dem Anschlag stecken?
Das ist fraglich. Der Experte für maritime Sicherheit, Göran Swistek, wies im ZDF darauf hin, dass eine solche Sabotageaktion nicht nur aus dem Tauchgang bestehe. Es brauche für die Planung und Durchführung nicht nur Fachwissen im Tauchen, sondern auch im Umgang mit Explosivstoffen und Kenntnisse zum Einbau der Zünder. „Das erlange ich nicht einfach so, das ist oftmals eine jahrelange Ausbildung, insbesondere im Militär“, erklärte Swistek. Und dann müsse man das ganze Material wie den Sprengstoff und die gefälschten Pässe beschaffen, ohne dass es jemand mitbekomme. Theoretisch sei es möglich, dass eine kleine Gruppe so viel Fachwissen mitbringe, in der Praxis halte er es aber für unrealistisch.

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