Meinung Olympia irgendwann mal wieder in Deutschland: Des Volkes Spiele?

In Paris beginnen am Freitag die Olympischen Sommerspiele. Auch eine deutsche Bewerbung ist wieder ein Thema.
In Paris beginnen am Freitag die Olympischen Sommerspiele. Auch eine deutsche Bewerbung ist wieder ein Thema.

Während Frankreich schon die nächsten Spiele plant, wartet Deutschland seit fast 52 Jahren auf Olympia. Die geplante deutsche Bewerbung hat einen Trumpf: Es ist eine neue Bewegungseuphorie entstanden.

Während der Countdown bis zu den Olympischen Spiele in Paris nur noch wenige Stunden laufen muss, ticken die Uhren im Deutschen Haus anders. 51 Jahre, 11 Monate, 2 Tage, 18 Stunden, 34 Minuten und 14 Sekunden steht dort in dieser Woche an einer Wand. So lange ist es her, dass Olympia zu Gast in Deutschland war. Die Anzeige läuft unerbittlich weiter. Mit jeder Sekunde scheint die Sehnsucht größer zu werden.

Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Warten zu beenden – und nun hat er das, worauf er lange warten musste: die vollumfängliche Unterstützung der Politik. Mit etwa sieben Millionen Euro will der Bund in den kommenden drei Jahren eine mögliche Bewerbung unterstützen. Dieser Zusage ging ein langes Zaudern und Zögern voraus – und in diesem Selbstverständnis beginnt das Problem.

Macron: Die nächsten Spiele abgegriffen

Anders in Frankreich: In Paris hat Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch schon die nächsten Spiele abgegriffen. 2030 findet Winter-Olympia in Nizza und den Alpen statt. Der Zuschlag des Internationalen Olympischen Komitees ist an Bedingungen geknüpft, staatliche und finanzielle Garantien der Regierung fehlen noch – und die kann der Präsident allein nicht geben. Trotz allem politischen Durcheinander in Frankreich strotzt Macron aber vor Selbstvertrauen. „Sie können uns vertrauen. Wir werden da sein“, sagt er. „Warum? Weil wir die Olympischen Spiele lieben.“ Bundeskanzler Olaf Scholz hat so etwas noch nicht gesagt.

Reiten im Garten von Versailles, Fechten im Grand Palais, Bogenschießen am Invalidendom, Beachvolleyball vor dem Eiffelturm. Paris, die Stadt der Liebe, inszeniert sich in den kommenden beiden Wochen als Stadt des Sports vor historischer Kulisse. Die Flugabwehrraketen sind nötiges Beiwerk genauso wie Tausende Polizisten und Soldaten. Zur Eröffnung schippern Boote in einer Parade über den Fluss. Seine oder nicht Sein, in Frankreich keine Frage.

Um sich selbst kreisende Diskussionen

Hierzulande dagegen arbeiten sich Ewiggestrige an fehlenden deutschen Tugenden ab, an Reformen von Bundesjugendspielen und Kinderfußball. Währenddessen verschwindet die nächste Sportstunde vom Stundenplan. Die Diskussionen kreisen um das richtige Austragungsjahr, für das eine Bewerbung sinnvoll erscheint – 2036, also 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin, oder doch lieber 2040: 50 Jahre nach der Wiedervereinigung? Um mögliche Orte. Um das Konzept, darum, wie man die kritische Bevölkerung mitnimmt. 2015 scheiterte Hamburgs Olympia-Kandidatur krachend am Willen des Volkes. Erster Bürgermeister: Olaf Scholz.

Doch in Deutschland ist eine neue Bewegungseuphorie entstanden, wenngleich weniger olympisches Gold sprudelt wie noch in den 1990er-Jahren. Na und? Laut DOSB sind nach der Corona-Pandemie 28 Millionen in 86.000 Vereinen aktiv, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Hinzu kommen diejenigen, die für sich laufen, radeln, schwimmen oder ins Fitnessstudio gehen. Deutsche Spitzensportler sprechen nicht mehr nur über Erfolg, Disziplin und Leistungsdruck. Sondern auch über Ängste, Depressionen und Rassismus. Die Stimme der Athleten hat gesellschaftliches Gewicht bekommen, das nicht in Edelmetall aufzuwiegen ist. Olympia in Deutschland als Spiele des Volkes? Es wäre der schönste Grund, die Uhr im Deutschen Haus in Paris in einen Countdown zu verwandeln.

Am Eiffelturm kämpfen die Beachvolleyballer um Edelmetall.

Olympische Sommerspiele 2024 in Paris

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