Leitartikel Pfälzer Taktverkehr in Gefahr

Zu den Kernelementen des Rheinland-Pfalz-Takts gehört die Verknüpfung von Linien in Knotenbahnhöfen wie Neustadt.
Zu den Kernelementen des Rheinland-Pfalz-Takts gehört die Verknüpfung von Linien in Knotenbahnhöfen wie Neustadt.

Für den Rheinland-Pfalz-Takt werden angesichts gestiegener Kosten für Energie und Personal zusätzliche Mittel gebraucht. Ansonsten drohen Einschnitte ins Angebot, die überhaupt nicht zum Deutschlandticket passen.

Wir schreiben Ende Mai 2024. Die rheinland-pfälzische Landesregierung feiert „30 Jahre Rheinland-Pfalz-Takt“. Das wohl erfolgreichste Projekt der damaligen sozialliberalen Landesregierung fand bundesweit viel Aufmerksamkeit – auch weil die treibende Kraft der FDP-Verkehrsminister Rainer Brüderle war. Es gilt auch 30 Jahr danach immer noch als ein Stück wegweisender Pionierarbeit. Gleichzeitig wird allerdings bekannt, dass im Dezember 2025, wenige Monate vor der nächsten Landtagswahl, ein großer Teil des rheinland-pfälzischen Zweigstreckennetzes stillgelegt werden muss, weil den zuständigen Zweckverbänden das Geld ausgeht.

Zu den Strecken, auf denen dann keine Züge mehr fahren, gehört auch die Linie von Winden nach Bad Bergzabern, an der die Gemeinde Barbelroth liegt. Dort wohnt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Das auf seine Initiative eingeführte Deutschlandticket ist zwar einerseits ein Riesenerfolg bei den Fahrgästen, sorgt aber mit seinem hohen Zuschussbedarf andererseits dafür, dass kein Geld mehr übrig ist, um den Zugverkehr auf den Pfälzer Zweigstrecken zu finanzieren.

Stark gestiegene Kosten für Energie und Personal

Dieses absurde Szenario wird zum Glück aller Voraussicht nach nicht Realität werden, aber es ist in den vergangenen Monaten erschreckend nahe gerückt. Schon seit Jahren weist der für den regionalen Bahnverkehr in der Pfalz zuständige Zweckverband in Kaiserslautern darauf hin, dass die ihm zur Verfügung stehenden Mittel künftig nicht mehr ausreichen, um das bestehende Angebot aufrecht zu erhalten. Das liegt vor allem an den stark gestiegenen Kosten für Energie und Personal sowie auch daran, dass relativ kostengünstige Verkehrsverträge aus früheren Zeiten inzwischen ausgelaufen sind und die neuen deutlich teurer kommen.

In der gegebenen Situation führt kein Weg daran vorbei, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung den zuständigen Zweckverbänden in Kaiserslautern und Koblenz mehr Mittel zur Verfügung stellt. Im von Katrin Eder (Grüne) geführten Mainzer Klimaschutzministerium, das seit 2021 für den öffentlichen Nahverkehr zuständig ist, scheint man sich immerhin der besonderen Relevanz des Themas bewusst zu sein. Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) weiß um die Bedeutung des Rheinland-Pfalz-Takts. Das wird vor allem dann wichtig sein, wenn es darum geht, politische Prioritäten zu setzen.

Täglicher Stundentakt als Markenkern

Umwelt- und verkehrspolitisch wäre eigentlich eine Verbesserung des Zugangebots geboten, zumal das Deutschlandticket für zusätzliche Nachfrage sorgt. In der aktuellen Situation geht es allerdings zunächst einmal darum, dass bestehende Angebot zu sichern. Das gilt vor allem für den täglichen Stundentakt auf allen Linien als Markenkern des Rheinland-Pfalz-Takts.

Die Erfahrungen mit früheren Plänen, das Angebot beispielsweise auf der stark frequentierten Strecke Neustadt–Landau zu reduzieren, haben außerdem gezeigt, dass man von solchen Vorhaben lieber von vornherein die Finger lassen sollte, weil der deswegen drohende Ärger in keinem Verhältnis zu den damit erzielbaren Einsparungen steht. Angesichts der Hochstraßenproblematik in Ludwigshafen wären auch Einschnitte in den S-Bahn-Fahrplan ein grotesker Schildbürgerstreich.

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