Politik Rauft euch zusammen!

Sind sich nicht einig: die Kardinäle Woelki (links) und Marx.
Sind sich nicht einig: die Kardinäle Woelki (links) und Marx.

Im Streit um die Öffnung der Kommunion für evangelische Ehepartner hat Papst Franziskus die deutschen Bischöfe aufgefordert, untereinander nach einer „einmütigen“ Lösung zu suchen.

Falls die nach Rom gereisten Bischöfe und Kardinäle gehofft hatten, der Papst werde ihre Probleme für sie lösen, wurden sie enttäuscht. Vielmehr nimmt er sie in die Pflicht. Franziskus, der bei dem Krisengespräch in der obersten Glaubensbehörde nicht zugegen war, ließ den deutschen Oberhirten ausrichten: Zum einen würdigt er das „ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe“; zum anderen ersucht er sie, „im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden“. Heißt das Einstimmigkeit im Abstimmungsverhalten der Bischöfe? Mit einem leicht kritischen Unterton stellt der Vatikan fest, dass der Beschluss gegen den Widerstand einer „nicht unbeträchtlichen Zahl von Bischöfen“ gefasst wurde. Die Widerständler, angeführt vom Kölner Kardinal Woelki, mag die Passage gefreut haben. Im Februar hatten die deutschen katholischen Bischöfe mit mehr als drei Viertel der Stimmen ein Papier verabschiedet, das evangelischen Ehepartnern im Einzelfall erlaubt, die Kommunion zu empfangen. Das Verständnis des Abendmahls ist nach wie vor einer der größten Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. An Eucharistiefeiern dürfen bislang (eigentlich) nur Katholiken teilnehmen. Gängige Praxis ist hingegen, dass Ehepaare, bei denen ein Partner katholisch, der andere evangelisch ist, vielerorts im katholischen Gottesdienst gemeinsam zur Kommunion gehen können. Mit der Handreichung sollte dem unter bestimmten Voraussetzungen mehr oder minder der bischöfliche Segen erteilt werden. Kardinal Woelki und sechs weitere Bischöfe lehnen dies ab. Sie bezweifeln auch, dass eine nationale Bischofskonferenz alleine „einen Beschluss von solcher Tragweite“ fassen kann. Sie wandten sich an den Vatikan. Die Tatsache, dass der Brief an Kardinal Marx, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, vorbei nach Rom ging, sorgte für Ärger unter den Brüdern im Herrn. Die zuständigen Behörden im Vatikan – die Glaubenskongregation, der Rat für die Auslegung kirchlicher Gesetzestexte und der Rat für die Ökumene – befassten sich mit dem Schreiben. Sie luden die deutschen Bischöfe nach Rom: Befürworter, Gegner und Unterstützer. In der Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz liest sich das so: „Im Gespräch wurden verschiedene Gesichtspunkte erörtert, etwa die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz sowie ihre rechtliche Dimension.“ Nur – der Vatikan hat sich nicht, wie von den Gegnern erhofft, ihren Bedenken angeschlossen und den Beschluss kassiert. Stattdessen gab es die Botschaft: Die deutschen Bischöfe sollen sich zusammenraufen. Das ist ganz im Sinne Franziskus’, der den römischen Zentralismus überwinden und die nationalen Bischofskonferenzen aufwerten will. Der letzte Satz der Pressemitteilung lautet: „Das Treffen verlief in einer herzlichen und brüderlichen Atmosphäre.“ Das kann man bislang vom Umgang der Bischöfe miteinander nicht sagen.

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