Meinung Rechtsextreme? Für Söder sind die Grünen das größte Problem

Im Bierzelt ein König: CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Montag auf dem Gillamoos-Volksfest.
Im Bierzelt ein König: CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Montag auf dem Gillamoos-Volksfest.

CSU-Chef Markus Söder fällt zu den Wahlerfolgen der AfD wenig ein. Er beschreibt die Grünen als größtes Problem Deutschlands. Das ist beschämend.

Bierzelte sind nicht der Ort für feinsinnige Gedankentiefe, vor allem nicht, wenn dort politische Reden gehalten werden. CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beherrscht die Bierzeltrede, zuletzt lief er in Niederbayern auf dem Volksfest Gillamoos zu großer Form auf. Das war am Tag nach den Wahlen in Ostdeutschland, als zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eine rechtsextremistische Partei zur stärksten Kraft in einem Landesparlament wurde. Für Söder sind die AfD-Erfolge in Thüringen und Sachsen „ein Weckruf“. Das war es aber auch schon. Viel mehr wusste ihm zu dem großen Sieg der Rechtsextremisten nicht einzufallen.

Stattdessen weidete sich Söder am Misserfolg der Grünen, die von den CDU-Wahlkämpfern in beiden Ländern schlichtweg zum Sündenbock der Nation erklärt worden waren. Man muss kein Freund der Grünen sein, um angesichts der rechtsextremen Bedrohung die maßlosen politischen Prügel auf eine Partei der demokratischen Mitte befremdlich zu finden. Bei Söder ist das Grünen-Bashing eine Obsession, die vor dem Hintergrund seiner eigenen politische Vita seltsam wirkt. Denn es gab ja mal den „grünen Söder“, der allerdings ein flüchtiges Wesen war.

Söder – Freund des Baums

Eingeprägt hat sich ein Foto aus dem Jahr 2019, das den CSU-Vorsitzenden bei der zärtlichen Umarmung eines Baumes zeigt. Söder hatte damals beschlossen, seine CSU in der ökologischen Mitte der Gesellschaft zu positionieren, er selbst empfahl sich den Wählern als intimer Freund des Baums und beherzter Retter der Biene. Aus dieser Zeit stammt auch ein Wahlplakat, auf dem sich die CSU dafür feiern lässt, dass Deutschland – natürlich dank der CSU – das einzige Land sei, das gleichzeitig aus Kernenergie und Kohle aussteige und damit „weltweit voran geht“. Auf dem Gillamoos-Bierzelt ätzt Söder nun über die Beschränktheit der Ampel, genau dieses Vorhaben weiter verfolgt zu haben. Was juckt ihn sein Geschwätz von gestern.

Es ist bei Söder immer das gleiche Muster: Er tut, was ihm gerade opportun zu sein scheint, er hängt sein Fähnchen in den Wind. Das mag als politische Strategie noch durchgehen. Aber es herrschen gerade Zeiten, in denen für eine werteorientierte Partei mit christlichem Menschenbild das Zusammenführen eigentlich wichtiger sein müsste als das Spalten. Unter diesem Grundgedanken hatten sich CDU und CSU nach dem Krieg einmal gegründet. Geblieben ist im Jahr 2024 davon wenig.

Eine überkommene Weltsicht

In der Bürgergeld-Debatte wird wahrheitswidrig so getan, als gäbe es ein Heer von Faulenzern, die lieber Stütze kassierten als ehrlich zu arbeiten. In den Aufgeregtheiten rund ums Gendern wird suggeriert, die Grünen würden jedermann in seinem Sprachgebrauch bevormunden. Und in der Klimapolitik wird das Gespenst einer Regierung aufgebaut, die ohne Not die Bürger drangsaliert, obwohl doch alles beim Alten bleiben könnte. Was natürlich nicht stimmt. Denn ob man will oder nicht: Das fossile Zeitalter geht seinem Ende entgegen. Daran ändert nichts, dass die ursprünglichen Heizungstauschpläne des grünen Wirtschaftsministers ein Fehler waren. Was aber bleibt, ist die Angst der Söders und Merzens, so langsam Abstand nehmen zu müssen von einer überkommenen Weltsicht.

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