Corona Rufe nach Lockerungen werden wieder lauter

Noch gilt die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen, aber wie lange noch?
Noch gilt die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen, aber wie lange noch?

Rheinland-Pfalz will an der Maskenpflicht im Nahverkehr festhalten. Bei der Isolationspflicht spricht sich Gesundheitminister Hoch für ein einheitliches Vorgehen aus.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hielt am Donnerstag Corona-Schutzmaßnahmen „nur noch in einem sehr eingeschränkten Umfang“ für nötig. „Wir sollten zur Normalität zurückkehren und spätestens im Frühjahr nächsten Jahres Corona offiziell als beendet erklären“, sagte Merz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Zeit der hohen Infektionsgefahr mit schwerem Krankheitsverlauf ist vorbei.“ Deshalb sollten „wir auch versuchen, so schnell wie möglich wieder in ein weitgehend normales Leben zurückzukehren“.

Merz bezeichnete dabei die Entscheidung von vier Bundesländern, die Isolationspflicht für Menschen mit positivem Corona-Test aufzuheben, als „verantwortbar“. Bayern und Baden-Württemberg hatten entsprechende Regeln am Mittwoch abgeschafft, am Donnerstag folgte Schleswig-Holstein. Auch in Hessen gibt es solche Pläne. Das Vorgehen wurde von Patientenschützern und Gewerkschaftern kritisiert.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) warf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im ZDF vor, dieser höre nicht auf fachlichen Rat. Er halte an monatealten Corona-Regeln fest und tue sich schwer damit, einen Ausweg aus der Pandemie zu finden, sagte Günther. Sein Land wolle jetzt endlich „weitere Schritte Richtung Normalität gehen“ – etwa durch das baldige Ende der Maskenpflicht in Bus und Bahn. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach sich für ein Ende der Maskenpflicht in Zügen aus. „Ich hatte mich schon bei der Abschaffung der Maskenpflicht im Flugverkehr dafür eingesetzt, dass sie auch im Fernverkehr der Bahn fällt“, sagte Wissing im ZDF.

Kritik an Flickenteppich

Rheinland-Pfalz möchte an der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr festhalten. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, betonte der rheinland-pfälzische Gesundheitsmister Clemens Hoch (SPD) gegenüber der RHEINPFALZ. Zugleich begrüßte der Minister, dass über die Isolationspflicht erneut diskutiert werde, befürwortete dabei aber ein möglichst einheitliches Vorgehen.

Kritik am sich abzeichnenden Flickenteppich bei den Corona-Regeln kam auch von Kassenärzte-Chef Andreas Gassen. „Die einen haben die Quarantänepflicht aufgehoben, die anderen behalten sie bei. Einige Länder denken über eine Abschaffung der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr nach, die anderen wollen sie beibehalten“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das alles spricht dafür, dass die Politik nun über einen geordneten und einheitlichen Übergang nachdenken sollte“, um Corona wie andere endemische Erkrankungen zu behandeln.

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag laut Robert-Koch-Institut bei gut 199 Fällen pro 100.000 Einwohner. Mitte Oktober waren es noch fast 900 Fälle. Diese Angaben liefern aber nur ein unvollständiges Bild. Experten gehen von vielen nicht erfassten Fällen aus.

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