„Ehrenmorde“ Senatorin weist Kritik von Seyran Ates zurück

Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) pocht auf den Begriff „Feminzid“, um Taten wie den Mord an einer Afghanin in Berl
Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) pocht auf den Begriff »Feminzid«, um Taten wie den Mord an einer Afghanin in Berlin zu bezeichnen.

Nach dem am Freitag bekannt gewordenen Mord an einer afghanischen Frau in Berlin gibt es eine neuerliche Debatte um den Begriff „Ehrenmord“. Als mutmaßliche Täter waren zwei Brüder festgenommen worden. Sie sollen ihre Schwester wegen deren Lebensstil getötet haben.

Berlins Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) reagierte am Dienstag nach einer Senatssitzung auf ein Interview der muslimischen Frauenrechtlerin Seyran Ates. Diese hatte gesagt es wäre schon viel gewonnen, wenn akzeptiert würde, dass es so etwas wie „Ehrenmorde“ gebe. Im RBB-Inforadio meinte die Berliner Anwältin und Imamin: Derartige Taten im Namen eines aus anderen Kulturen stammenden Ehrbegriffs müssten als solche benannt werden. „Nur so können wir das Problem an der Wurzel fassen.“ Breitenbach hingegen hatte es abgelehnt, den Begriff zu verwenden und von einem „Femizid“, also Frauenmord, gesprochen. Ates, die 2017 eine liberale Moschee in Berlin begründete, nannte dies ein Armutszeugnis.

Auch die SPD-Kandidatin für das Bürgermeisteramt der Hauptstadt, Franziska Giffey, nannte den Begriff „Ehrenmord“ zutreffend. „Ihr wurde aus verletztem Ehrgefühl das Leben genommen, weil sie so lebte, wie sie es wollte.“

Breitenbach: Jeden dritten Tag „Femizid“

Senatorin Breitenbach erwiderte, ihr liege es fern, Taten wie den mutmaßlichen Mord an der Afghanin zu ignorieren oder klein zu reden. Es sei aber keine Frage der Herkunft, sondern eine des gesellschaftlichen Umfelds. Sie bleibe dabei, eine solche Tat als „Femizid“ zu bezeichnen. Gewalt an Frauen sei kein importiertes Phänomen, so Breitenbach weiter. „In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.“

Auch der Liberal-Islamische Bund schaltete sich in die Debatte ein. Es gebe patriarchale Auslegungen im Islam, Christentum und anderen Religionen, so Gemeindekoordinatorin Regine Brosius. Auch im christlichen Lateinamerika etwa sei dies ein weit verbreitetes Phänomen: „Dennoch wird hier üblicherweise nicht von einem speziellen Problem des Christentums gesprochen.“

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