Politik Sieben Bischöfe brüskieren Münchner Kardinal Marx

Dürfen evangelische Partner von Katholiken die Kommunion empfangen? Über diese Frage ist unter den katholischen Bischöfen ein heftiger Streit entbrannt. An vorderster Front stehen sieben deutsche Bischöfe, die dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Kompetenzüberschreitung vorwerfen und sich in einem Brief an den Vatikan gewandt haben – ohne vorherige Absprache mit Marx.

Auslöser des Zwists ist ein Papier, das die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistiefeier für Ehepaare, bei denen ein Partner katholisch und der andere evangelisch ist, möglich machen soll. Und zwar in Ausnahmefällen. Nur nach reiflicher Prüfung und einem Gespräch mit dem Pfarrer sollen evangelische Christen die Kommunion empfangen können. Das beschlossen die Bischöfe im Februar auf ihrer Vollversammlung in Ingolstadt mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx wusste um die Kritik an dieser Entscheidung und betonte, dass es sich bei der Reform um keine generelle oder „dogmatische“ Lösung handle. Ermutigt fühlte er sich auch durch Papst Franziskus, der die deutschen Bischöfe zu weiteren Schritten in der Ökumene aufgerufen hatte. Ein gemeinsames Abendmahl ist seit Jahrzehnten ein Streitpunkt zwischen Katholiken und Protestanten. Der Beschluss der Bischofskonferenz geht den sieben Bischöfen, allen voran dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, zu weit. In ihrem dreiseitigen Brief an den Vatikan äußern sie Zweifel, ob der von der Bischofskonferenz mehrheitlich getroffene Beschluss „mit dem Glauben und der Einheit der Kirche vereinbar“ sei. Sie sind der Ansicht, die Bischofskonferenz überschreite ihre Kompetenz, wenn sie den Kommunionsempfang für evangelische Christen öffne. Sie lehnen einen nationalen Sonderweg ab und wollen „zu einer weltweit einheitlichen und tragfähigen Lösung kommen“. So formuliert es das Erzbistum Köln in einer Stellungnahme. Kardinal Marx betonte in einem gestern verbreiteten Antwortbrief, dass die Handreichung noch ein Entwurfstext sei, „der ja nach dem Beschluss der Vollversammlung noch eine Modiphase durchläuft“ – also verändert werden kann. Es sei deutlich dargelegt worden, dass eine nationale Bischofskonferenz in dieser Frage Kriterien formulieren könne. Zu der siebenköpfigen Gruppe der Kritiker gehören neben Kardinal Woelki die Bischöfe von Bamberg, Augsburg, Eichstätt, Passau, Regensburg und Görlitz. Der Brief erinnert an das Vorgehen von Kardinal Meißner, der 1999 die eigene Bischofskonferenz übergangen und nach Rom geschrieben hatte, als es um die Schwangerenkonfliktberatung ging.

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