Statistisches Bundesamt So viel mehr Menschen sind an Covid-19 gestorben

176.000 Menschen wurden 2020 mit oder wegen Corona im Krankenhaus behandelt.
176.000 Menschen wurden 2020 mit oder wegen Corona im Krankenhaus behandelt.

Es sind Fragen, die alle bewegen seit Beginn der Pandemie: Führte Corona in Deutschland zu einer Übersterblichkeit? Wer überlebt Covid-19 und wer nicht? Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) legte am Donnerstag eine ganze Reihe von Statistiken zur Corona-Pandemie vor. Für eine Bilanz der Pandemie sei es trotzdem noch zu früh, sagte Destatis-Vizepräsident Christoph Unger in Wiesbaden. Zwar lieferten die Daten „einen faktenbasierten Überblick“, man müsse aber abwarten, wie sich die aktuelle vierte Welle entwickle.

Sterbefälle

„Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen verstorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre“, sagte Unger. „Der Anstieg der Sterbefallzahlen ist nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar, sondern maßgeblich durch die Pandemie beeinflusst.“

2020 starben fünf Prozent mehr Menschen als 2019. Aufgrund der Alterung wäre nur ein Anstieg um zwei Prozent zu erwarten gewesen. Betrachtete man März 2020 bis Februar 2021, lag das Plus bei 7,5 Prozent, wie Felix zur Nieden, Referent für Demografische Analysen erklärte. Den größten Ausschlag gab es zum Jahreswechsel 2020/2021.

Todesursachen

Mit der Todesursachenstatistik 2020 sind erstmals Aussagen möglich, wer an und wer mit Corona gestorben ist. Karin Böhm, Leiterin der Gruppe Gesundheit und Soziales, nannte die Zahlen: 39.758 Menschen starben im vergangenen Jahr an Covid-19 als Grundleiden – 8102 mit Covid-19 als Begleiterkrankung. Die Differenz zu den etwas niedrigeren Todesfallzahlen des Robert-Koch-Instituts liegt Böhm zufolge „an den unterschiedlichen Meldesystemen“.

Da auf den Totenscheinen auch Vorerkrankungen erfasst werden, lässt die Todesursachenstatistik erstmals auch genaue Rückschlüsse auf die Vorerkrankungen der Corona-Toten zu. Am häufigsten waren das Bluthochdruck (21 Prozent), Demenz (20 Prozent), Niereninsuffizienz (16 Prozent) und Diabetes mellitus (16 Prozent).

Alter und Geschlecht

70 Prozent der Covid-19-Toten waren 80 Jahre oder älter, das Durchschnittsalter der Todesopfer der Pandemie lag bei 82,2 Jahren, wie Karin Böhm erläuterte. 19 Prozent der Todesopfer waren zwischen 70 und 79 Jahre alt, 7 Prozent zwischen 60 und 69 Jahre. Nur 3 Prozent der Toten waren jünger als 60 Jahre.

Männer waren etwas häufiger betroffen als Frauen, wobei diese Relation je nach Altersgruppe schwankt: Besonders unter den jüngeren Todesopfern waren besonders viele Männer. Im Durchschnitt über alle Altersgruppen waren 52,7 Prozent der Todesopfer männlich.

Krankenhausaufenthalte

176.000 Menschen wurden 2020 mit oder wegen Corona im Krankenhaus behandelt. Ein Fünftel (36.900) davon lag auf der Intensivstation. Von denen wiederum mussten über 58 Prozent (21.400) künstlich beatmet werden. „Ihre durchschnittliche Beatmungsdauer lag bei 254 Stunden, also bei fast elf Tagen“, erklärte Torsten Schelhase, Leiter des Referats Gesundheitsstatistiken.

78 Prozent der Covid-19-Patienten wurden als Notfall in die Klinik eingewiesen. Die Covid-Patienten lagen Schelhase zufolge durchschnittlich elf Tage im Krankenhaus und 14 Tage auf Intensivstationen. Das Durchschnittsalter der Covid-Patienten im Krankenhaus lag bei 67 Jahren. Mehr als jeder sechste von ihnen starb: 31.600 Menschen. Ihr Durchschnittsalter lag bei 80,3 Jahren.

Folgen für andere Patienten

Die Krankenhausstatistik gibt auch Aufschluss über die Folgen der Pandemie für andere Patienten. So gab es 2020 in Deutschland 13 Prozent weniger Krankenhausbehandlungen als im Vorjahr. Die Anzahl der Operationen ging um knapp zehn Prozent zurück.

Mehr Tote in Rheinland-Pfalz

Corona hat auch in Rheinland-Pfalz zu einer Übersterblichkeit geführt. Laut Statistischem Bundesamt starben zwischen März 2020 und Februar dieses Jahres 49.989 Menschen im Bundesland. Das waren 2562 Todesfälle oder 5,6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Deutschlandweit gab es zwischen März 2020 und Februar dieses Jahres 7,5 Prozent mehr Sterbefälle. Damit liegt Rheinland-Pfalz etwas unter dem Bundesdurchschnitt bei der Übersterblichkeit. Die höchste Übersterblichkeit gab es in Sachsen mit 19 Prozent Plus.

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