Politik Sojabohnen gegen Autos

Die Vereinigten Staaten haben Brasilien als wichtigsten Lieferanten für Sojabohnen, die in die Europäische Union geliefert werden, abgelöst. Diese Veränderung ist nicht nur wirtschaftlich von Belang, sondern auch hochpolitisch.

In absoluten Zahlen wurden von Juli bis Mitte September dieses Jahres 1,5 Millionen Tonnen Sojabohnen aus den USA in den europäischen Binnenmarkt importiert. Dies entspricht der EU-Kommission zufolge einer Steigerung um 133 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Angaben aus Brüssel hat der verstärkte Soja-Import aus den USA mit der Preisentwicklung zu tun. So habe der Durchschnittspreis für eine Tonne Sojabohnen aus den USA zuletzt bei 338 Euro gelegen – und damit unter dem Preis von Sojabohnen aus Brasilien, wo die Tonne 359 Euro kostete. Der Preis für Bohnen aus Brasilien und anderen südamerikanischen Staaten wie Paraguay dürfte vor allem deswegen gestiegen sein, weil die Nachfrage der Chinesen nach Ware vom südamerikanischen Kontinent stark in die Höhe geschnellt ist. Grund dafür ist: US-Präsident Donald Trump hat wegen angeblich unfairerer chinesischer Handelspraktiken – und mit Blick auf die Handelsbilanz, die deutlich zugunsten Chinas ausfällt – in mehreren Stufen Strafzölle auf chinesische Waren verhängt. Peking hat seinerseits mit Strafzöllen reagiert – was unter anderem Agrarprodukte wie Sojabohnen für Chinesen teurer werden ließ. Zu teuer. Doch der Preis allein ist wohl nicht der ausschlaggebende Faktor dafür, warum amerikanische Farmer jetzt so viele Tonnen Sojabohnen mehr in Richtung Europa schicken. Ende Juli, mitten im Zwist um drohende höhere US-Zölle auf europäische Autos, sprach EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei US-Präsident Donald Trump vor. Anschließend machte die Kunde die Runde, Trump sei bereit, den Handelskonflikt mit der EU vorerst beizulegen. Die Einigung wurde wohl auch dadurch „vereinfacht“, weil amerikanische Landwirte wegen der von China verhängten Zusatzzöllen starke Umsatzeinbußen befürchteten – und nun noch Zusatzzölle seitens der Europäer auf Soja aus den USA im Gespräch waren. Trump stand also unter Druck. Umgekehrt indes war auch enormer Druck zu spüren. Zur Beilegung des transatlantischen Handelstreits schlug Juncker daher vor, dass die Europäer den Amerikanern künftig größere Mengen ihres wichtigsten Agrarexportprodukts abnehmen sollten. Autos gegen Soja sozusagen. Die EU kann nun offenbar Vollzug melden. Dabei hatte doch der deutsche Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied vor ein paar Wochen angezweifelt, dass die Farmer aus den USA ihre Soja-Exporte nach Europa sehr schnell erhöhen könnten.

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