Meinung Wahl in Großbritannien: Klarer Sieg, viele Baustellen

Der Vorsitzende der Labour Party, Keir Starmer.
Der Vorsitzende der Labour Party, Keir Starmer.

Die Labour-Partei ist aus den Wahlen in Großbritannien als klarer Sieger hervorgegangen und verspricht Veränderungen. Die sind auch bitter nötig.

Wenn die britischen Wahlen eines demonstriert haben, dann dies: Nach 14 Jahren war es endgültig genug. Die Konservativen gingen mit Glanz und Gloria unter und erlebten die schlimmste Schlappe ihrer 190 Jahre zählenden Geschichte. Wie es in einem Land mit Mehrheitswahlrecht möglich ist, fällt die Pendelbewegung in Großbritannien besonders stark aus. Labour kommt mit einer riesigen absoluten Mehrheit ins Amt, obwohl sie nur 34 Prozent der Stimmen erzielen konnte.

Die Arbeiterpartei hatte ihren Wahlkampf ganz und gar fokussiert und unter ein einziges Wort gestellt: Change („Veränderung“). Das alleine reichte schon. Denn dies war eine Wahl der Wut, nicht der Hoffnung. Die Bürger waren nicht so sehr von Labour angezogen, als vielmehr von den Torys abgestoßen. Allzu viele Skandale, zu viel Korruption, zu viele gebrochene Versprechen. Die Abrechnung war überfällig.

Labour-Chef Keir Starmer weiß, dass das Rezept gegen die weitverbreitete Politikverdrossenheit nichts anderes sein kann als ein ordentliches Regieren, das Probleme löst und Vertrauen schafft. Labour hat sich vorgenommen, in den ersten hundert Tagen eine Reihe von Projekten anzuschieben. Generelles Rauchverbot für Unter-16-Jährige, Gründung eines staatlichen Energieunternehmens für den grünen Wirtschaftsumbau, eine Reform von Arbeitnehmerrechten, die Wiederverstaatlichung der Eisenbahnen – all das und mehr steht auf dem Programmzettel. Vor allem aber muss es darum gehen, den stotternden Wirtschaftsmotor wieder auf Touren zu bringen.

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