Corona Warum Ostdeutsche während der Pandemie früher gestorben sind

Die Übersterblichkeit könnte mit der Bereitschaft zusammenhängen, sich an Corona-Regeln zu halten.
Die Übersterblichkeit könnte mit der Bereitschaft zusammenhängen, sich an Corona-Regeln zu halten.

Im Nachgang der Corona-Pandemie ist oft von der Übersterblichkeit die Rede: Sind Menschen wegen des Virus tatsächlich früher gestorben als man erwartet hätte?

Das kommt ganz darauf an, welche Region man betrachtet, sagen nun Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des französischen Instituts für demografische Studien. Sie haben für die Jahre 2020 und 2021 die Übersterblichkeit für 569 Regionen in 25 europäischen Ländern ausgewertet.

In Deutschland zeigt sich laut der Studie, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, ein deutliches Gefälle zwischen Ost und West. In Thüringen sowie in Teilen Sachsens sind die Menschen in diesen beiden Jahren im Schnitt 1,5 bis zwei Jahre früher gestorben, als es die Lebenserwartung hätte vermuten lassen. In Westdeutschland – mit Ausnahme einiger Gegenden in Bayern – liegt die Übersterblichkeit dagegen unter einem Jahr. In Teilen Nord- und Westdeutschlands registrieren die Forscher für 2020 sogar eine Untersterblichkeit.

Ähnlich ist die Situation in Italien: In einigen Gebieten im Norden des Landes, darunter die Stadt Bergamo, die im Februar 2020 besonders stark von Corona betroffen war, gab es eine Übersterblichkeit von knapp über vier Jahren. In Teilen Süditaliens war laut der Studie dagegen keine erhöhte Sterberate messbar.

Nimmt man ganz Europa in den Blick, sind es vor allem die osteuropäischen Länder, darunter die Slowakei, Litauen, Ungarn sowie Teile Polens und Tschechiens, die ab 2021 eine erhöhte Übersterblichkeit verzeichneten. Dabei waren Männer vergleichsweise stärker betroffen als Frauen.

Die Unterschiede erklären die Forscher unter anderem damit, dass „der Anteil vulnerabler Menschen“ von Region zu Region unterschiedlich ist. Sprich: Wo die jungen Leute wegziehen und die älteren bleiben, gehören mehr Menschen zur Corona-Risikogruppe.

Aber nicht allein das Alter ist ausschlaggebend. Auch Risikoverhalten wie Rauchen, Alkoholkonsum und mangelnde Bewegung tragen dazu bei, dass Menschen früher sterben als erwartet. Nach Ansicht der Forscher spielen auch das fehlende Vertrauen in den Staat und das Nichteinhalten von Schutzmaßnahmen wie Social Distancing eine Rolle, wenn es um Übersterblichkeit geht. Dieses Vertrauen sei in Ländern mit kommunistischer Vergangenheit möglicherweise weniger stark.

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