KOMMENTAR Wie lange noch, Netanjahu?

An Netanjahus Händen klebt das Blut der Geiseln, meint dieser Demonstrant.
An Netanjahus Händen klebt das Blut der Geiseln, meint dieser Demonstrant.

Nach dem Hamas-Überfall herrschte so etwas wie Burgfrieden in Israel. Aber das Krisenmanagement der Regierung stößt zunehmend auf Kritik.

24 tote Soldaten an einem Tag. Das ist der – aus israelischer Sicht – traurige Höhepunkt der Militäroperation gegen die Terrortruppen der Hamas, die sich im Gazastreifen versteckt und verschanzt haben. Zusammen mit 132 Geiseln, die offenbar unvorstellbaren Misshandlungen und andauernden Vergewaltigungen ausgesetzt sind. Nicht nur die Angehörigen verlieren deshalb zunehmend die Geduld mit der Regierung Netanjahu, für die militärische Gewalt die einzige vorstellbare Antwort auf die Krise ist.

Nach dem Hamas-Überfall hatten all die liberalen, säkularen Israelis, die unter anderem mit der geplanten Entmachtung des Verfassungsgerichts nicht einverstanden gewesen waren, sich in der Stunde der Not erst einmal hinter die ungeliebte Regierung gestellt.

Proteste vor Netanjahus Privathaus

Doch jetzt ist ihre Geduld am Ende. Umfragen zufolge halten weit mehr als die Hälfte der Israelis den rechtskonservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu für ungeeignet, ihr Land aus der Krise zu führen. Es gibt Proteste vor Netanjahus Privathaus. Der liberale Oppositionsführer Jair Lapid fordert Neuwahlen, die Sozialdemokratin Merav Michaeli beantragte ein Misstrauensvotum.

Ob und wie Israelis und Palästinenser friedlich miteinander leben können, weiß derzeit niemand. Aber immer mehr Israelis wird klar, dass jedwede Friedensinitiative keine Chance hat, solange ihr Regierungschef Netanjahu heißt.

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