Spielewelten „Graffiti“: Gehobenes Spiel für Familien

Den Überblick über die Tunnelabschnitte zu behalten, ist nicht einfach.
Den Überblick über die Tunnelabschnitte zu behalten, ist nicht einfach.

Wir befinden uns im „Leake Street Tunnel“ in London – einer Leinwand für Streetart-Künstler. Als solche wollen wir eigene Meisterwerke an der Wand hinterlassen. Dafür sind Strategie und der Einsatz von Spraydosen gefragt.

Der Spielplan zeigt den Tunnel und seine beiden langen Wände, unterteilt in zehn Flächen für kunterbunte Graffiti. Die zehn Kunstwerke liegen dort in zwei bis vier Abschnitte unterteilt bereits verdeckt aus. Daneben sind die Tableaus für Erlaubnisse, Farben und Bonusplättchen.

Jeder Streetartist hat fünf hölzerne Spraydosen seiner Farbe, einen Sichtschirm, seine Tags, also Marker, die anzeigen, welches Graffiti er gesprüht hat, sowie einen Reservierungs- und einen Punktemarker. Außerdem gibt es zu Beginn für jeden ein erstes Erlaubnisplättchen – wir wollen schließlich nur legal sprayend unterwegs ein – und zwei Farbplättchen.

In jedem Zug hat man die Wahl zwischen vier Aktionen, die ein bis zwei Spraydosen kosten. Diese werden auf entsprechenden Feldern auf dem Spielplan neben dem Tunnel eingesetzt. Man kann sich Farbplättchen holen – das sind die Einzelfarben Blau, Gelb, Rot, Grün und Schwarz oder die Doppeldosen Blaugelb, Gelbrot und Rotblau. Alternativ holt man sich ein oder zwei Erlaubnisplättchen. Sie zeigen Würfelaugen von eins bis fünf, passend zu den fünf Tunnelabschnitten mit je einem Graffiti links und rechts.

Sprühen bringt Punkte

Die dritte Aktion ist, sich ein Bonusplättchen zu holen. Diese können Jokerfarben, Punkte, Zusatzaktionen oder weitere Vergünstigungen bringen. Je nach Preis können eine oder zwei eigene Spraydosen auf das entsprechende Feld gestellt und Plättchen genommen werden.

Die vierte und am liebsten genutzte, weil Punkte bringende Aktion: Graffiti sprühen. Dafür muss man die passende Erlaubnis haben und eine Spraydose auf das entsprechende Teilstück des Tunnels stellen. Dann braucht man die passenden Farbplättchen für einen Teil des Graffitis, das auf dem Tunnel-Teilstück zu sehen ist. Die Plättchen gibt man ab, dreht das Graffiti-Teil um, legt den Tag darauf und rückt sofort die auf dem Teil abgebildeten Punkte vor.

Mithilfe der Farbdosen werden Graffiti gesprüht.
Mithilfe der Farbdosen werden Graffiti gesprüht.

„Graffiti“ wird nicht klassisch in Runden gespielt. Es gibt in jeder Runde einen Startspieler. Der kann, muss aber nicht wechseln. Danach setzen die Spieler immer wieder Spraydosen ein. Wer noch welche hat, darf weiterspielen. Wenn alle passen, man also keine Dosen mehr zum Einsetzen hat, endet die Runde.

Varianten mit Wiederspielwert

Alle Sprayer nehmen ihre Dosen zurück, zwei der benutzten darf man behalten, alle anderen kommen zurück aufs Farbtableau. Freie Felder auf den anderen Tableaus werden aufgefüllt. Der Startspieler wechselt, wenn in dieser Runde eine Dose auf ein bestimmtes Feld bei den Erlaubnisplättchen gestellt wurde, und weiter geht die muntere Sprüherei. Wenn sechs Graffiti komplett fertiggestellt sind, endet das Spiel. Es folgt die punkteträchtige Schlusswertung.

„Graffiti“ ist der familientaugliche Nachfolger des Kennerspiels „Fresko“ derselben Autoren. Das ist gelungen, denn die Mechanismen sind nicht überladen, greifen gut ineinander. Varianten mit einem blockierten Tunnelbereich oder drei besonderen Graffiti halten den Wiederspielwert hoch.

Im Spiel zu zweit oder zu dritt spielt ein neutraler Sprayer mit. Am Rundenanfang dreht der Startspieler ein Erlaubnisplättchen um. Der neutrale Sprayer erfüllt dann ein Graffiti-Teil in dem Tunnelabschnitt und platziert seinen Marker darauf. Der Startspieler wählt auch das aus. Das verkürzt die Spielzeit mit weniger als vier Spielern und bringt zugleich einen cleveren zusätzlichen Kniff, weil man den anderen so hübsch ihre Pläne verderben kann.

„Graffiti“ ist ein verständliches, gehobenes Familienspiel, das vielleicht nicht erst ab 14 Jahren gespielt werden kann, wie vom Verlag empfohlen. Die in der Regel abgedruckte Empfehlung „ab acht Jahre“ dürfte aber doch zu niedrig angesetzt sein. Das ist aber auch das einzige Manko eines guten Spiels.

Spielführer

„Graffiti“ von Marco Ruskowski & Marcel Süßelbeck
Genre: Workerplacement
Spieler: 2 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Verlag: Queen Games
Preis: um 45 Euro

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