Rheinland-Pfalz 274 Wählerstimmen beenden eine Ära

Uwe Conradt
Uwe Conradt

«SAARBRÜCKEN.» 43 Jahre, angefangen mit Oskar Lafontaine, regierten ununterbrochen SPD-Oberbürgermeister die saarländische Landeshauptstadt. Uwe Conradt setzt dem ein Ende.

Der 42 Jahre alte Kaufmann und Medienjurist aus dem Saarbrücker Stadtteil Scheidt, CDU-Fraktionsvorsitzender, gewann am Sonntag mit hauchzartem Vorsprung von 274 Stimmen die Stichwahl um das Saarbrücker Oberbürgermeisteramt gegen die amtierende Charlotte Britz (SPD). Er sei „total fertig“, sagte Conradt nach einer sehr kurzen Nacht am Montag. Das geradezu historische Ereignis war mit Parteifreunden, unter anderem Saar-Ministerpräsident Tobias Hans und Finanzminister Peter Strobel, bis zum Morgengrauen gefeiert worden. 22.703 Wähler (50,3 Prozent) haben dem vorläufigen Ergebnis zufolge für Conradt gestimmt, 22.429 für Britz. Die Wahlbeteiligung lag bei niedrigen 33,3 Prozent. Charlotte Britz hatte zwei Oberbürgermeisterwahlen gewonnen, vor acht Jahren schon im ersten Wahlgang. Die Überraschung stand der 61-Jährigen am Sonntagabend ins Gesicht geschrieben. „Ich scheue halt keine Konflikte und packe das Unangenehme an“, umschrieb die seit 2004 Amtierende Gründe für ihre bittere Niederlage. Im ersten Wahlgang vor 14 Tagen hatte sie noch acht Prozentpunkte vor Uwe Conradt gelegen. Die Kostensteigerung beim Neubau des Ludwigsparkstadions von 20 auf zuletzt geschätzte 38 Millionen Euro und die Querelen bei der Berufsfeuerwehr Saarbrücken hatten Stimmung gegen Britz gemacht. Conradt selbst spricht von einer tiefer wurzelnden Wechselstimmung, die sich durchgesetzt habe. Bei der Stadtratswahl wurde die CDU erstmals seit 2004 stärkste Kraft, und könnte nun mit den Grünen und der FDP zusammen das Bündnis von SPD, Linken und Grünen ablösen. „Die Initiative liegt bei mir, ich werde in dieser Woche die Gespräche aufnehmen“, sagte Conradt zur RHEINPFALZ. Auch mit der SPD will der Noch-Direktor der Landesmedienanstalt Saar und ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete reden. Am 1. Oktober beginnt seine zehnjährige Amtszeit als Oberbürgermeister. Schnell will er im Wahlkampf Versprochenes anpacken. „Saarbrücken muss sauberer und sicherer werden. In fünf Jahren muss man das sehen“, meint Uwe Conradt. Die Stadt müsse ihre Potenziale als Wirtschaftskapitale des Saarlandes heben, auch in der Kreativwirtschaft. Die die Stadtmitte durchschneidende Autobahn will er mit Glas- und Pflanzenwänden einkapseln, den Verkehrslärm reduzieren. „Dazu werden wir den Bund als Träger der Bundesautobahnen gewinnen müssen. Aber ich werde alle Strippen ziehen, die ich kann, und das umgehend angehen“, kündigte der künftige Saarbrücker OB gestern an.

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