Rheinland-Pfalz Amsterdam-Tat: Beratungsstelle nur einmal kontaktiert

Im Fall des mutmaßlichen Amsterdam-Attentäters Jawed S. hat die Beratungsstelle gegen islamistische Radikalisierung „Salam“ im Januar 2017 einen telefonischen Hinweis auf Verhaltensänderungen des inzwischen 19-jährigen Afghanen erhalten. Dieser sei nicht weiterverfolgt worden, es sei auch keine Einschätzung seiner Radikalisierung vorgenommen worden.

«MAINZ.»Das sagte gestern der Leiter des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV), Detlef Placzek. Jawed S. wurde Ende August von holländischen Sicherheitsbehörden nach einer mutmaßlich islamistisch motivierten Messerattacke auf zwei US-Touristen festgenommen. Seit 2015 lebte der junge Afghane im Landkreis Mainz-Bingen, wo er zunächst als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in Einrichtungen der Jugendhilfe wohnte. Den Sicherheitsbehörden war er vor dem Anschlag nicht aufgefallen. Wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilte, seien bei den Ermittlungen zur Motivation des Tatverdächtigen und einer möglichen Radikalisierung nach dem Anschlag unter anderem alle ehemaligen Betreuer befragt worden. Einer habe den Hinweis gegeben, „Salam“ kontaktiert zu haben. Placzeks Behörde ist erst seit Mai 2017 für die Beratungsstelle zuständig. Sie wurde von vier Teilzeit- auf fünf Vollzeitstellen aufgestockt. Seitdem werde in jedem Fall vom Team der Beratungsstelle gemeinsam eine Einschätzung des Betroffenen vorgenommen. Die Stufen sind: „keine Sicherheitsrelevanz“, „Aufklärungsbedarf“, „latent“ und „akut“. Die Berater von „Salam“ würden außerdem proaktiv ein weiteres Mal auf die Kontaktpersonen zugehen. Von 2016 bis Mai 2017 war das private Weiterbildungsinstitut INBI Träger von „Salam“, damals war die Aussteigerberatung aus der islamistisch-salafistischen Szene – anders als heute – kein Auftrag.

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