Rheinland-Pfalz Büffeln, um anzukommen

Wo geht’s lang? – Die Wander-Akademie soll künftig auf Ausflüge in die freie Wildbahn vorbereiten.
Wo geht’s lang? – Die Wander-Akademie soll künftig auf Ausflüge in die freie Wildbahn vorbereiten.

«LAMBRECHT/FRANKENTHAL.» Was ist die richtige Wanderbekleidung? Wie kann man sich mit Karte, Kompass oder GPS in der Natur orientieren? Was ist in Notfällen zu tun? – Das sind nur einige der Themen, die bei der Wander-Akademie auf dem Lehrplan stehen sollen. Neben diesem Basis-Angebot für Gelegenheits-Wanderer ist noch eine Art Fortgeschrittenkurs für angehende Wanderführer vorgesehen. Letztere sollen dazu befähigt werden, Ausflüge für Gruppen zu organisieren. Angesiedelt werden soll diese Bildungsstätte fürs Wandervolk bei der Pfalzakademie in Lambrecht, einer Einrichtung des Bezirksverbandes Pfalz. Bisher gebe es in Rheinland-Pfalz noch keine vergleichbare Institution, sagte Jürgen Stutzenberger, als er gestern im Bezirksausschuss des pfälzischen Parlamentes seine Idee präsentierte. Der Eisenberger befindet sich im Ruhestand, war Marketing-Referent bei der Zukunfts-Region Westpfalz (ZRW). Dieser Verein versteht sich als Netzwerk, um die Kräfte dieser Region zu bündeln. Stutzenberger hat die Fäden für die Wander-Akademie zusammen mit Jürgen Wachowski geknüpft. Der Otterberger ist für das Thema Wandern zuständiger Fachwart beim Deutschen Wanderverband. Diesem Dachverband gehören mehrere Dutzend Wandervereine, darunter auch der Pfälzerwald-Verein (PWV), an. Der PWV wird allerdings nicht bei der in Lambrecht geplanten Einrichtung mitmachen (siehe „Zur Sache“). Das wurde im Bezirksausschuss bedauert: „Wäre es nicht geschickter gewesen, den Pfälzerwald-Verein einzubinden?“, fragte das FDP-Bezirkstagsmitglied Günter Eymael. Er befürchte, dass „eine Konkurrenzsituation entstehen könnte“. Auch SPD-Fraktionschef Günther Ramsauer „wäre es lieber, wenn der Pfälzerwald-Verein und die Naturfreunde mit einbezogen worden wären“. Freia Jung-Klein (Grüne) meinte dagegen: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Die Akademie-Pläne seien mit dem PWV diskutiert worden, betonte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder (CDU). Dort habe es aber Vorbehalte gegeben: Der Verein halte ein eigenes Weiterbildungsangebot vor, außerdem seien die Lehrinhalte viel zu anspruchsvoll, habe der PWV abgewunken. Wieder betrachtet die Wander-Akademie als einen „hochinteressanten Baustein in unserem Portfolio“. Nun müsse sich zeigen, ob das Projekt genügend Interessenten finde. Die Akademie „muss kostendeckend sein, der Bezirksverband wird sie nicht in größerem Stil subventionieren“. Eine „einmalige Anschubfinanzierung zu den Sachkosten“ in Höhe von 10.000 Euro soll das Projekt ins Rollen bringen, wie aus dem Entwurf einer „Kooperationsvereinbarung“ zwischen ZRW, Bezirksverband Pfalz und Deutschem Wanderverband hervorgeht. Die Summe soll je zur Hälfte von der ZRW und dem Bezirksverband bestritten werden. Mit dem Geld könnten GPS-Navigationsgeräte, Erste-Hilfe-Sets und Wanderkarten angeschafft werden. Der große Vorteil sei, dass für die Akademie kein Gebäude errichtet werden müsse, erläuterte Stutzenberger. Vielmehr lasse sich die Pfalzakademie mit den geplanten Kursen besser auslasten. Trotzdem werden die Kurse ihren Preis haben: Das Seminar für Gelegenheitswanderer (zwei Übernachtungen) soll laut Projektbeschreibung bei einer Mindestteilnehmerzahl von zehn Personen 171 Euro pro Teilnehmer kosten, mit Vollpension 240 Euro. Das Wanderführer-Seminar (zehn Übernachtungen) ist auf 605 Euro veranschlagt, mit Vollpension werden 980 Euro genannt. Bei entsprechender Nachfrage könnten die Kurse für die Gelegenheitswanderer auch in Fischbach (Südwestpfalz) oder in Johanniskreuz angeboten werden, sagte Antje van Look, Referentin für nachhaltige Entwicklung beim Biosphärenreservat Pfälzerwald. Die Kursdozenten werden laut dem Entwurf der Kooperationsvereinbarung „weitgehend“ vom Deutschen Wanderverband vermittelt. In der Projektbeschreibung werden unter anderem Jürgen Wachowski und Jürgen Stutzenberger genannt. Für die Qualität der Ausbildung wird der Deutsche Wanderverband verantwortlich sein. Der Verband erarbeitet die bundeseinheitlichen Kurs- und Ausbildungsunterlagen und übernimmt die Prüfung zum „Zertifizierten Wanderführer“. Einstimmig gab der Bezirksausschuss nach der Präsentation grünes Licht für die Einrichtung der Akademie und für den Abschluss der Kooperationsvereinbarung. Nun ist der pfälzische Bezirkstag am Zug.

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