Rheinland-Pfalz Daniel Stich geht doch nicht nach Europa

Seit 2016 Generalsekretär der Landes-SPD: Daniel Stich.
Seit 2016 Generalsekretär der Landes-SPD: Daniel Stich.

«MAINZ/KAISERSLAUTERN.» Überraschende Wendung in der Pfälzer SPD: Der Generalsekretär der Landes-SPD, Daniel Stich, hat seine Kandidatur für die Europawahl 2019 zurückgezogen. Stich begründete seinen Schritt gegenüber der RHEINPFALZ mit den gestiegenen Anforderungen beim Erneuerungsprozess der Partei. Er galt als Favorit der Pfälzer SPD – vor dem EU-Abgeordneten Michael Detjen.

Beide kommen aus Kaiserslautern, der Stadtverband hat eine deutliche Empfehlung für Stich ausgesprochen. In einem Brief an die Pfälzer SPD-Mitglieder warb der 41-Jährige nun um Verständnis: Er sehe seine Aufgabe vor allem darin, die SPD Rheinland-Pfalz für die Zukunft aufzustellen. Der Landesverband sei ein „enorm wichtiger Motor“ für den bundesweiten Erneuerungsprozess. „Es ist mir dabei aber auch bewusst geworden, dass ich nicht gleichzeitig in Mainz, Berlin, Brüssel und Straßburg 100 Prozent für diese Ziele geben kann.“ Stich will auf dem Landesparteitag im November erneut für das Generalsekretärsamt kandidieren. Vor zwei Jahren hatte er mit 73 Prozent ein für SPD-Verhältnisse schwaches Ergebnis erzielt. Maßnahmen wie die Einforderung angepasster Mitgliederbeiträge waren ihm von manchen Genossen verübelt worden. Inzwischen wird Stich bundesweit gefeiert als Initiator des Quartierbüros. Das Konzept sieht vor, dass sich die SPD in sozial problematischen Vierteln als Anlaufstelle, als „Kümmerer“ anbietet. Das erste Büro eröffnete die SPD zu Jahres-Beginn in der Ludwigshafener Gartenstadt. Michael Detjen (60) reagierte gestern mit Respekt auf die Entscheidung Stichs. Er forderte nun die Unterstützung und Solidarität des SPD-Stadtverbands in Kaiserslautern für seine Kandidatur auf Pfalzebene ein. Der frühere Gewerkschafter erklärte, er stehe mit seiner Vita für ein soziales Europa. Er kündigte als Ziel an, soziale Themen nach vorne bringen zu wollen. Der Pfälzer SPD-Chef Alexander Schweitzer, der im vergangenen Jahr erstmals in den SPD-Bundesvorstand gewählt wurde, sagte: „Daniel Stich wäre ein guter Kandidat geworden.“ Er habe aber gute Gründe für seine Entscheidung genannt. Die Landes-SPD müsse nach der Kommunal- und Europawahl 2019 bereits die Landtagswahl 2021 in den Blick nehmen. Wer als Pfälzer Kandidat am 20. Oktober bei der Listenaufstellung der Landes-SPD für die Europawahl kandidiert, wird beim Bezirksparteitag am 15. September vorab festgelegt. Neben Detjen sind Ender Önder aus Eisenberg im Rennen, Lisa Wüchner aus Limburgerhof, Wolfgang Ressmann aus Neustadt und Patricia Okello aus Ludwigshafen. „Wir haben ein breites Spektrum an Kandidatinnen und Kandidaten“, sagte Schweitzer. Die Wahl folge einem offenen und transparenten Verfahren, das sei Teil der Erneuerung der Partei. Auf zwei Basiskonferenzen hätten sich die Kandidaten in einem „Speed-Dating“ vorgestellt, das sei gut angenommen worden. Aus Rheinland-Pfalz ist neben Michael Detjen für die SPD Norbert Neuser aus Boppard im EU-Parlament. Der 69-Jährige kandidiert erneut.

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