Rheinland-Pfalz Der Heimat auf der Spur

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Zweibrücken/Neuwied. 1040 Kilometer, 14 Tage, ein Bundesland – der Zweibrücker Künstler und Autor Jürgen Rinck ist derzeit auf einer Radtour rund um Rheinland-Pfalz. In seinem Online-Tagebuch liefert Rinck täglich literarische und fotografische Eindrücke aus einer Heimat, die ihn trotz aller Nähe immer wieder zu erstaunen scheint.

DIE RHEINPFALZ erreicht Jürgen Rinck auf dem Handy beim Frühstück in einem Café in Erpel, Landkreis Neuwied. Es ist eines dieser Dörfer mit mittelalterlichem Kern, 2500 Einwohner, eingeklemmt zwischen Rhein und dem südlichen Siebengebirge. Gerade hat er bei Remagen den Fluss überquert. „So langsam wachse ich hier fest“, sagt Rinck mit Blick auf den fachwerkumsäumten Marktplatz, als der Kaffee kommt. Der 51-Jährige hat bereits den Nordseeküstenradweg hinter sich gebracht, das Nordkap erreicht und sich in Richtung Gibraltar aufgemacht. Stets mit dem Fahrrad und immer mit dem Smartphone im Anschlag: Der Künstler twittert, fotografiert und schreibt auf seinen Reisen fast ununterbrochen – und macht die Leser seines Blogs so zu virtuell Mitreisenden. Wie ein Rastloser wirkt er dennoch nicht. Eher wie einer, der stetig auf der Suche nach den weißen Flecken auf der eigenen Landkarte ist. Jetzt also Rheinland-Pfalz, das Bundesland, in dem er geboren und aufgewachsen ist, erst in Zweibrücken, dann in Alsenz. Heute lebt und arbeitet er auf dem Rinckenhof in Zweibrücken. Der Begriff der Heimat stehe auf dem Prüfstand, sagt Rinck über sein laufendes Projekt. Es gehe ihm um die Erfahrung von Grenzen in diesem künstlich geschaffenen Bundesland zwischen Frankreich, Benelux und den innerdeutschen Nachbarn. Vor einer Woche ist er in Zweibrücken gestartet, am 22. März will er dort auch wieder ankommen. Als Grundlage für seine Strecke dient ihm die Rheinland-Pfalz-Radroute, deren Verlauf über 6500 Höhenmeter er im Uhrzeigersinn folgt. Rincks Zwischenfazit nach sechs Etappen? „Ich bin hin und weg“, sagt der radelnde Blogger. Die Landschaft sei wunderschön und abwechslungsreich, die Beschilderung der Route top. Auf seinem Blog können die Leser deutlich tiefer in seine Eindrücke eintauchen. Da zeichnet Rinck unterhaltsame Porträts von Hotels, in denen die Zeit stehengeblieben scheint, von mehrsprachigen Bäckerinnen und von erstaunlichen Museen in verschlafenen Weilern. In Altenahr trifft er auf den verblichenen Charme des Bädertourismus und wartet in Üttfeld vergeblich auf einen Bus über die belgische Grenze – es gibt keinen. Und wie steht es nun mit der Heimat? „Sie wächst einfach mit der Erfahrung der eigenen Umgebung“, meint Rinck dazu. Immer wieder finden sich in seinen Notizen kleine Momente der Überraschung. Manchmal befremdet das Unbekannte im Vertrauten, bei Rinck überwiegt meist bereitwilliges Staunen: „Die Rheinland-Pfälzer kennen mehr Worte für Eifel als die Inuit für Schnee.“ Vulkaneifel, Karsteifel, Krimieifel – die Liste ließe sich fortsetzen. Später am Mittag, nach dem Gespräch, wird Rinck bei Twitter schreiben: „Erpel ist eine Oase zwischen Rheinbahnlinie und Bundesstraße.“ Da ist er bereits in Bad Honnef gestrandet – in Nordrhein-Westfalen. Eine kleine Grenzüberschreitung, die sich allerdings nur an den unterschiedlichen Farben der Wegweiser zeigt. Die Reise im Netz Bei Twitter findet man spontane Beobachtungen zu Jürgen Rincks Tour unter dem Hashtag #umsland. Ausführlicheren Lesestoff und Bilderstrecken gibt es unter www.irgendlink.de

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