Rheinland-Pfalz „Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten“

PFALZ, PFÄLZER, AM PFÄLZISCHSTEN“ – das ist das Thema des RHEINPFALZ-Fotowettbewerbs 2017. Unsere Begleitserie zum Wettbewerb macht sich auf die Suche nach den pfälzischsten Seiten der Pfalz und nach Menschen, die einen besonderen Blick auf die Pfalz haben. Im Interview verrät die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp- Karrenbauer ihren Lieblingsort in der Pfalz und erzählt einen Pfälzerwitz.

Saumagen oder Lyoner – was ist Ihr kulinarischer Favorit?

Lyoner. Warum? Aus Patriotismus? Ich bin mit Lyoner groß geworden. Das gehört sich so im Saarland. Ich habe natürlich auch schon Saumagen probiert, aber Lyoner schmeckt mir einfach besser. Abgesehen vom Lyoner, was hat die Pfalz, was das Saarland nicht zu bieten hat? Größere Weinanbaugebiete. Bei uns ist das Gebiet recht klein. Die Pfalz hat mehr Fläche und unterschiedliche Landschaften. Aber ansonsten gibt es auch sehr viele Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel? Beide Regionen teilen ähnliche Schicksale. Wir sind Kinder der jüngeren Geschichte. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg sind Teile unserer Regionen hin und her gewandert. Beide Gebiete waren französisch besetzt. Es gibt aber auch einen großen Unterschied. Der wäre? Die Saarländer haben erfolgreich ein Volksbegehren gestartet, um nach Deutschland zurückzukehren. Die Pfälzer haben vergeblich versucht, zurück nach Bayern zu kommen. Es gibt noch ein weiteres Schicksal, das uns vereint: Beide werden wir von außen als Provinz belächelt. Wenn man aber die Geschichte in größeren Zusammenhängen betrachtet, sieht man, dass vieles von dem, was heute Europa ausmacht, in unseren beiden Regionen entstanden ist. Darauf können wir gemeinsam stolz sein. Saarländer und Pfälzer necken sich gerne gegenseitig. Was ist der Grund für diese Frotzeleien? Was sich liebt, das neckt sich. Außerdem bin ich mir ganz sicher, dass die Saarländer gemeinsam mit den Elsässern die liebsten Nachbarn der Pfälzer sind. Vielleicht gibt es diese Frotzeleien, weil wir uns in dem ein oder anderen Punkt durchaus ähnlich sind. Das hat eine gewisse Tradition. Aber die gegenseitigen Witze sind ja sehr freundschaftlich und nicht ernst gemeint. Im Wahlkampf hatten Sie Unterstützung von JU-Mitgliedern aus der Pfalz. Einer davon durfte sogar bei Ihnen daheim übernachten. Wie kam das? Engagierte Mitglieder der Jungen Union hatten damals bei der Saar CDU angerufen und gefragt, ob sie im Wahlkampf mithelfen können. Schließlich war dies ja ein sehr spannender Wahlkampf. Wir haben überlegt, die Unterstützer nicht in Hotels oder Jugendherbergen unterzubringen, weil uns das zu unpersönlich war. Deshalb wurden unsere Landtagskandidaten gebeten, Wahlhelfer bei sich zuhause aufzunehmen. Ich selbst habe dabei auch mitgemacht und drei „Couchsurfer“ in unserem Haus übernachten lassen. Das war immer ne tolle Runde morgens mit den Jungs. Es gab ein gemeinsames Frühstück und anschließend sind wir in den Wahlkampf gezogen. Das hat wirklich Spaß gemacht. Verraten Sie unseren Lesern Ihren Lieblingsplatz in der Pfalz? Ich bin gerne in der Pfalz zum Wandern. Der Pfälzerwald gefällt mir sehr gut. Gerade vor ein paar Tagen habe ich aber einen neuen wunderbaren Ort entdeckt, die Kropsburg bei St. Martin. Außerdem liebe ich natürlich alles, was mit Schuhen zu tun hat. Halten Sie auf dem Weg aus dem Saarland in den Pfälzerwald in Hauenstein an, um Schuhe zu kaufen? Leider selten. Ich habe meistens meinen Mann dabei, und der ist nicht so der begeisterte Schuh-Einkäufer. Noch mal zurück zur Kropsburg. Was ist für Sie das Besondere an dem Ort? Der Blick ins Rheintal hinein: diese vielfältige Region zu sehen, die auf der einen Seite an Karlsruhe angrenzt, auf der anderen Seite an Ludwigshafen als großen Chemie- und Industriestandort und dazwischen die vielen Winzerdörfer. Diese Aussicht ist einfach überwältigend. Sie gehen gerne in die Pfalz zum Wandern. Haben Sie auch persönliche Beziehungen zu Pfälzern? Eine bekennende Pfälzerin sitzt ja gerade mit am Tisch. (Anmerkung: Die Pressesprecherin der saarländischen Ministerpräsidentin stammt aus der Südpfalz) Meine ehemalige Sekretärin ist mir von einem Pfälzer weggeheiratet worden und lebt jetzt in der Pfalz. Da gibt es immer noch regelmäßige Besuche und Kontakte. In Bayern gibt es einen Pfalzreferenten in der Staatskanzlei. Das erinnert an die enge Verbindung zwischen den beiden Landstrichen. Im Saarland gibt es den Saarpfalz-Kreis, der früher zur Pfalz gehörte. Warum haben Sie keinen Pfalzreferenten? Wir machen die Dinge immer einfacher als die Bayern. Deswegen brauchen wir nicht für alles einen Referenten. Bei uns ist das Teil der alltäglichen politischen Arbeit. Die Verflechtungen zwischen dem Saarland und der Pfalz sind sehr groß. Wenn wir beispielsweise mit Blick auf die Automobilbranche um die Arbeitsplätze bei Bosch in Homburg kämpfen, dann kämpfen wir immer gemeinsam mit den Kollegen in Rheinland-Pfalz. Schließlich arbeiten dort auch viele Pfälzerinnen und Pfälzer. Auch die Universitätsklinik in Homburg wird stark von Patienten aus der Westpfalz genutzt. Umgekehrt zum Beispiel sind meine Großeltern aus Blieskastel nach Zweibrücken ins Krankenhaus gegangen. Dies zeigt: Die Region ist im Alltag stark miteinander verwoben. Das ist Realität. Sie sind Fasnachterin, beweisen Humor in der Bütt und Tragen den Orden wider den tierischen Ernst. Was ist Ihr Lieblingspfälzerwitz? Da gibt es eine ganze Palette. Ich muss aber jedes Jahr immer überlegen, dass ich einen neuen Witz finde, den noch nicht jeder kennt. Einen brandaktuellen habe ich jetzt nicht parat, aber mit Blick auf unsere gemeinsame Geschichte war es so, dass die Römer und die Kelten auch durch die Pfalz gezogen sind. Wir sagen im Saarland deshalb immer: Die Glücklichen von denen sind weitergezogen ins Saarland, die anderen sind in der Pfalz geblieben ... | Interview: Andreas Ganter

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