Rheinland-Pfalz Hunsrück-Nationalpark wartet auf „Tore“

Das im Jahre 2000 als Umweltbildungsstätte eröffnete Hunsrückhaus gilt schon heute als sanierungsbedürftig. Hier soll das erste
Das im Jahre 2000 als Umweltbildungsstätte eröffnete Hunsrückhaus gilt schon heute als sanierungsbedürftig. Hier soll das erste von drei Toren des Nationalparks Hunsrück-Hochwald entstehen.

«MAINZ/BIRKENFELD.» Vor über drei Jahren wurde der Nationalpark im Hunsrück aus der Taufe gehoben. An drei Orten sollen sich Besucher anhand von Ausstellungen über das Schutzgebiet informieren können und Anregungen für Ausflüge in die Natur erhalten. Doch bis heute stehen diese „Nationalparktore“ genannten Besucherzentren nur auf dem Papier. Das soll sich noch in diesem Jahr ändern, kündigt das Mainzer Umweltministerium an.

Am 1. März 2015 ging der Nationalpark Hunsrück an den Start. Doch schon Monate vorher, nämlich im November 2014 stand fest: Im rheinland-pfälzischen Teil werden die Nationalparktore beim Wildfreigehege Wildenburg und beim Hunsrückhaus am Erbeskopf eingerichtet. Und das Saarland kündigte für seinen Zehn-Prozent-Anteil an dem Schutzgebiet an, beim Keltenpark Otzenhausen ein drittes Tor einzurichten. Wobei „Tor“ nicht wörtlich zu verstehen ist: Vielmehr handelt es sich dabei um seit Jahren schon existierende touristische Anlaufstellen mit Parkplätzen, Toiletten und, wie es der Mainzer Umweltstaatssekretär Thomas Griese (Grüne) auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion vorsichtig formuliert, „zuweilen gastronomische Möglichkeiten“. So wurde etwa das Hunsrückhaus beim Erbeskopf bereits im Jahr 2000 als Umweltbildungsstätte eröffnet, lange bevor irgendjemand an einen Nationalpark im Hunsrück dachte. Und natürlich starten seit 2015 von dort auch geführte Rangertouren zu ausgezählten Zielen im Nationalpark. Nur mit der Information hapert es noch: An keinem der drei Standorte sind die von Anfang an versprochenen Ausstellungen zu besichtigen. An der Wildenburg sollen die Besucher nämlich einiges über die Tierwelt des Schutzgebietes, im Hunsrückhaus über Wälder und Moore und im Keltenpark über die Kulturgeschichte der Region erfahren. An der Notwendigkeit solcher Tore, die gelegentlich auch als Portale bezeichnet werden, gibt es keinen Zweifel. Haben sie doch laut Umweltstaatssekretär Griese nicht nur den Zweck, die Neugier der Touristen zu befriedigen. Vielmehr geht es auch darum, Besucherströme zu lenken. Letzteres schließt das Ministerium aus dem Bundesnaturschutzgesetz. Dort heißt es, dass Nationalparke einerseits zu schützende Gebiete seien, dass sie andererseits aber auch „dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen“ sollen. Das gilt zumindest solange, wie das angestrebte Naturerlebnis nicht die Schutzziele des Nationalparks beeinträchtigt. Und damit ahnungslose Touristen nicht wahllos durch wertvolle Biotope trampeln, sollen sie in Bereiche gelotst werden, wo sie möglichst wenig Schaden anrichten können. Doch obwohl die Notwendigkeit der Tore unstrittig ist, sind sie bis heute höchstens virtuell – auf den Internetseiten des Nationalparks – vorhanden. Noch nicht einmal ein für den Aufbau dieser Tore in der Region abgestimmtes Verfahren sei dafür festgelegt, schimpfte der rheinland-pfälzische Rechnungshof im Februar. Weder sei ein Arbeits- und Finanzplan, noch eine Wirtschaftlichkeits-Untersuchung mit Alternativenprüfung vorhanden. Letzteres ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil das Hunsrückhaus als stark sanierungsbedürftig gilt. Im Mai vergangenen Jahres versicherte die Nationalpark-Verwaltung noch, die „Wälder- und Moore“-Dauerausstellung im Hunsrückhaus werde „nach den Sommerferien 2018“ fertig sein. Inzwischen ist von „Ende 2018“ die Rede, wie aus der Antwort von Staatssekretär Griese auf die CDU-Anfrage hervorgeht. Und 2019 solle dann das Außengelände beim Hunsrückhaus „in Angriff genommen werden“. Kein Datum nennt Griese für die Wildenburg. Dort „werden in Kürze erste Verhandlungen mit dem Träger der Einrichtung“ aufgenommen. Dabei werde „eine sehr zeitnahe Realisierung als zweites rheinland-pfälzisches Nationalparktor angestrebt“. Fazit Umweltministerium: „In absehbarer Zeit werden damit Nationalparktore voll funktionsfähig zur Besucherlenkung, Umweltbildung, als Elemente der Regionalentwicklung oder Tourismusförderung zur Verfügung stehen.“ „Drei Jahre nach Errichtung des Nationalparks“ habe die Landesregierung „noch immer nicht mehr als Improvisationen und Ankündigungen zu bieten“, kommentiert die CDU-Landtagsabgeordnete Christine Schneider die Antworten des Umweltministeriums. Zusammen mit ihrem Abgeordneten-Kollegen Adolf Weiland fordert sie die Mainzer Landesregierung auf, „belastbare Zahlen vorzulegen, zu welchen Kosten zwei Nationalparktore mit welchem Nutzen zu errichten und zu betreiben sind“. Und was ist mit dem dritten Tor im Keltenpark bei Nonnweiler? Die saarländische Landesregierung will ihr Portal ebenfalls „zügig umsetzen“. Dort haben Land und Kommunen bisher erst einen Zweckverband auf den Weg gebracht, der das Besucherzentrum bauen und betreiben soll. Trotzdem zeigte sich Saar-Umweltminister Reinhold Jost im April zuversichtlich, dass das Neubau-Projekt „noch in diesem Jahr ausgeschrieben und bis Ende 2020 fertig gestellt wird“. Kosten: fünf Millionen Euro. Kommentar

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